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Mit dem Papa frech bappeln

Die Wellbappn bringen frischen musikalischen Wind mit spritziger Satire

Von Helmut Bissinger

Photo: Helmut Bissinger

Augsburger Allgemeine vom 20.Oktober 2015

Angriffslustig wie eh und je zeigte sich Hans Well mit den Wellbappn in Kaisheim. Jonas, Tabea, Hansi und Sarah Well legten sich mächtig ins Zeug.

Sie haben es im Blut: das Bissige, das Heitere, das Angriffslustige – zusammengefasst: das „Biermösl-Gen“. Der „zweiten Generation“ hat Hans Well (62) mächtig was mitgegeben. Auf der Kleinkunstbühne des restlos ausverkauften Thaddäus („klein, aber groß im Ruf“) nimmt sich Ex-Biermösl Hans Well gerne zurück, lässt seine drei Kinder – zwischen 19 und 23 Jahren jung – nach vorne. Deren Spottlust scheint nicht geringer als die ihres prominenten Vaters.

Das Quartett der Wellbappn ist aufeinander abgestimmt, die Boshaftigkeiten und Pointen sitzen einfach. Dabei setzen sie auf die bayerischen und lokalen Gegebenheiten. Wenn am Anfang über die beiden „Schorsch“ (Georg Schmid und Georg Winter) sinniert wird, dann ist der Bann in Sekundenschnelle gebrochen: Müssten die beiden nicht in der Nachbarschaft, im Knast von Kaisheim sitzen, fragt Hans Well zwinkernd mit den Augen, um sich dann später wieder mit Georg Schmid zu „versöhnen“. Solche Straßen wie in dieser Region, die gäbe es nirgendwo … Aktueller und lokaler geht es wohl kaum. Der VW-Abgasskandal, die Asylproblematik – alles wird eingebaut; und dabei fragt Hans Well zwischendurch immer wieder Tochter Sarah, welche Nummer man denn als Nächstes machen solle. Die vier berichten aus ihrer Heimat in Oberbayern („sprachlich sind wir in Schwaben in der Diaspora“), von den Häusern im Toskana-Stil, vom Pfarrer aus dem Senegal und von Gemeinderatssitzungen, die eigentlich „Eigentümerversammlungen“ seien. Und wo zur Belebung der Dorfmitte, weil alle Einkaufsflächen im Außenbereich sind, der Friedhof erweitert wird….Zuhören und Zuschauen wird bei den Bappn zum Genuss. Wenn etwa die Mikrokabel „aus den Fugen geraten“, wenn Tabea versucht, wieder einmal auf engstem Raum ein Instrument und ihren Platz zu wechseln – und sogar daraus ein Lacher wird. Hans Wells Kinder spielen mindestens ein Dutzend Instrumente. In den textlichen Inhalten findet sich jeder wieder, dabei jagen die Bappn ihr Publikum nicht. Immer wieder gibt es reine Instrumentalstücke. Mitsingen und -klatschen sind „manchmal“ erlaubt.

Den Menschen hat Hans Well schon immer auf das Maul geschaut: ob im Kindergarten zu Hause in Hausen, bei der Bürgerversammlung oder „Pfingsten dahoam“ mit einer verregneten Fahnenweihe. Jonas am Kontrabass, an der Tuba und an der Trompete gibt sich als eher „trockener“ Typ, Tabea und Sarah – gerne neckisch mit Schultern und Hüften wippend – am Horn, am Xylofon, mit dem Kazoo oder mit der Geige wirken da sogar noch eine Spur frecher. Nichts wird ausgelassen: Söder und Dobrindt, der „Horsti“ natürlich, überhaupt die „boarische Politik“, bei der übersteigerter Feminismus nicht zur Demokratie gehöre.Einen Beitrag widmeten die vier den Windrädern. Da werde gerne einmal argumentiert, die Rotoren würden so viel Lärm verursachen, dass man schon „bei a bisserl Wind die Autobahn gar nicht mehr hören“ könne. Ob in Kaisheim alles in Ordnung sei, kommt die Frage. In ihrem Heimatdorf Hausen sei es so – wie sonst könnte der Gesangverein „Harmonie“ und der Fußballclub „Eintracht“ heißen?

Die Kinder moderieren, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. So stellt man sich ein musikalisches Kabarett vor: rotzfrech, frisch, unbekümmert, herzerfrischend. Wenn es mal grooviger im Sound wird, dann schluckt Papa Hans, aber er hat längst erkannt: „Die Jugend ist am Zug.“ Und von der darf man noch einiges erwarten.

„Pofalleri – Pofallera!“

Eichstätt (wbu) Trauer befiel die Anhänger des bayerischen Musik- und Politkabaretts, als Anfang 2012 die Biermösl Blosn auseinanderging. Das war verfrüht: Denn wenn man nun neben Michael und Stofferl, den Well-Brüdern aus dem Biermoos, auch noch das Quartett der Wellbappn erleben kann, nämlich Hans und seinen Nachwuchs, zeigt das unweigerlich, dass sich mit diesen Nachfolge-Formationen der Satire-Faktor sogar verdoppelt hat – wobei die Wellbappn weit stärker die aufklärerische Funktion des Kabaretts pflegen und bitterböse Blicke auf Politik und Gesellschaft werfen.

von Wolfgang Buckl

 Donau Kurier vom 20.09.2015

Im gut gefüllten, aber gro.zügig bestuhlten Saal des Alten Stadttheaters in Eichstätt erntete das Quartett am Freitagabend frenetischen Applaus. Zu bewundern waren neben dem Vater, Haudegen Hans, dessen zwei Töchter Tabea (22) und Sarah (23). Während Erstere bescheiden noch fulminantesten Applaus auf ihr furioses Geigenspiel allenfalls schüchtern lächelnd registriert, wobei sie sich zu den Instrumenten bückt, steht Sarah selbstbewusst auf der Bühne, wo sie das Publikum ironisch fixiert und dabei neckisch mit Hüften und Schultern wippt. Inzwischen fehlt Sohn Jonas: „Der hat jetzt sein Abitur und danach die Fliege gemacht“, für ihn ist kurzfristig Hans Wells Trompetenstudent Sebastian Gröller „aus dem Woid“ eingesprungen. Zum Einstieg zeigen die Wellbappn, dass sie sich über Eichstätt schlau gemacht haben – es geht um den Osterleuchter im Dom und den Verschleiß an Uni-Präsidenten, einen OB, „der lieber moderiert als dass er regiert“, um das Feuerwehrhaus im Hochwasserschutzgebiet und den Schul-Neubau vor der Willibaldsburg, um Betonklötze und die „Wolke“ am Bahnhof.

Aktuelle Verfehlungen aus der Politik sind dankbarer Stoff, im Lied von der Maut (da reimt sich „blamiert“ auf „abkassiert“) ebenso wie im Song von den „Schutzenglein“: Hier lautet das Motto „Ozapft is“, aber in der bissigen Pointe geht es um Internet, E-Mails und Handys: „Fange ich zu träumen an / fliegen Schutzenglein heran / Wanzen, Trojaner, Viren / knacken, observieren“. Noch relativ freundlich nur apostrophiert werden SPD-Politiker wie Gabriel und Nahles als „Sigi der G’wamperte und Nahles die G’schlamperte“, satirisch ätzend aufgespießt dagegen Hoeneß und Hansi Hinterseer, Eckhard von Klaeden oder Roland Koch, Letztere im Lied der „Karriere-Sprünge“, das den so lukrativen wie moralisch bedenklichen raschen Wechsel von Politikern in die Wirtschaft sarkastisch geißelt. Erinnert wird an Joschka Fischer („Der grüne Revoluzzer / macht jetzt für die Quandts an Stiefelputzer“), Ex-Finanzminister Fahrenschon (den Seehofer „fahren ließ“), oder Kanzleramts-Pofalla: „Für ein bis zwei Millionen im Jahr / pofalleri, pofallera / hat jetzt die Bahn im Vorstandsladen / einen Oberleitungsschaden“. Oft steht die Schärfe der Texte im größten Kontrast zur Sanftheit der Intonierung, etwa in der a cappella als Choral dargebotenen „Hoeneß-Passion“.

Was harmlos komisch beginnt, mündet in beißende Kritik – wie im Lied vom Paradies-Apfel („Do ist der Wurm drin…“), in dessen letzter Strophe es um Fertig-Lasagne geht („Do is a Rind drin – von einem alten Lipizzaner“), oder wie im Lied  „Pfingsten dahoam“, worin regnerisches Sauwetter und Überschwemmungen, welche das Feuerwehrfest verhageln, dazu dienen, Bodenversiegelung und Flussbegradigung zu brandmarken. Das „Lehrer“-Lied outet die „Kultus-Lehrpläneerfinder“ als Kinderhasser: „Wia ma de Fratzen so richtig fertig macht / homs zoagt mit der Einführung vom G8“. Aktuelle Themen wie Asyl und Grexit kommen ebenso zu Wort wie latenter Hass in der Dorfgemeinschaft bei Freundschaftsspielen der F-Jugend oder der Bürgerversammlung im Feuerwehrhaus.

Wer all das gern noch mal hören möchte, kann sich bald die CD zu diesem Programm zulegen, die am 15. Oktober im Hörkunst-Verlag erscheint. Wem das zu lange dauert, dem sei die noch erhältliche erste CD des Quartetts „unter bayern über bayern“ empfohlen.

Spitze Zungen und brillante Klänge

Angriffslustig wie eh und je zeigte sich Hans Well mit den Wellbappn in Kaisheim. Jonas, Tabea, Hansi und Sarah Well legten sich mächtig ins Zeug.

Gelungene Mischung aus kabarettistischer Lesung und Musik der Wellbappn 

Von Helmut Bissinger

Photo: Helmut Bissinger

Augsburger Allgemeine vom 12.05.2015

Hans Well hat viele Facetten. Der Kabarettist ist mit 60 Jahren mit allen Wassern gewaschen. So schmeißt er das Programm fast alleine, wenn seine „Wellbappn“ nicht vollständig sind. In Mertingen wurde Tabea, die an der Musikhochschule vorspielen musste, durch Stefan ersetzt und Tochter Sarah (20) rockte mit dem Altmeister so perfekt die Bühne in der Antonius-von-Steichele Grundschule, dass sich das übliche „Very Well“-Gefühl einstellte.

Als nach dem überraschenden Ende der alten Familienformation Bayern die Biermösl-Öde drohte, währte der Kulturschock nicht lange. Was mit den Brüdern so recht offensichtlich nicht mehr klappen wollte, funktioniert im familiären Verbund mit den eigenen Kindern ganz vorzüglich. Dass voran Hans Well es war, dem die alte Blosn zu ruhig, gediegen und brav wurde, glaubt man jedenfalls sofort, hört man ihn aktuell. Die Jugend an seiner Seite trägt zusätzlich Elan bei, die Angriffslust ist wieder unbändig und Bayern das Gott gesegnete Land, wo der Stoff fürs Kabarett so schnell nicht ausgeht.

Das Repertoire scheint unermesslich. Die Kombination zwischen Musik und Liedern und den Erzählungen Hans Wells ist perfekt. Amüsant und voller Hintersinn liest er aus seinem Buch, bindet die Vergangenheit geschickt ein, präsentiert so ein Stück bayerischer Kabarettgeschichte.

Die Bahngewerkschaft kommt ebenso vor wie das „Bavarian Feeling“, ausgelöst vom FC

Barcelona. Well spricht mit Hochachtung von seinen Freunden: seinem Mentor Dieter Hildebrandt und den Panitz-Brüdern. Er erinnert sich an viele gemeinsame Treffen in Buttenwiesen mit den „Mehlprimeln“, an die schöne Zeit mit Fredl Fesl. Fast spürt man Wehmut. Zuvorderst bekommen die üblichen Verdächtigen zu spüren, dass die Wellbappn neuerdings auch beißen können: die CSU, die Bundeswehr, die Kirche, die Schützen und, und, und.

Auf der Bühne wirkt manches improvisiert, es gibt schon mal einen Hänger, oder alle drei müssen so über sich lachen, dass sie ins Stocken kommen. Und wird der Vater mal zu lang, dann ergreift Sarah, die Indologie studiert hat, die Initiative. Aber eigentlich könnte man Hans Well lange zuhören: Einfach genial waren seine Bemerkungen zu einem Auftritt der Biermösl-Blosn in Abidjan, der Hauptstadt der Elfenbeinküste, als sie noch während des Auftritts packen mussten, um nach einem Putsch schnell das letzte Flugzeug zu erwischen.

Papa Hans muss da durch

Musikalisch bewegte sich das Trio zwischen volkstümlichen Couplets und urigen Gstanzln.Auch einwenig groovigere Klänge werden im Programm abgestimmt, da muss Papa Hans dann durch, ob er will oder nicht, denn so langsam ist die Jugend am Zug. Mehr als einer Lesung oder einer konzertanten Darbietung glich der Abend, vom rührigen Mertinger Kulturkreis zum Muttertag organisiert, einem gemeinsamen fröhlichen Feiern, dann da und dort bezog Sarah Well das Publikum mit ein, wenn sie es etwa mit dem Singen des „Refrähs“ beauftragte.

Very well: Wellbappn in Nürnberg

von Jochen Schmoldt

Photos: Jochen Schmoldt

Plärrer im März 2015

Ganz gewiss haben die Well-Brothers über Jahrzehnte hinweg dazu beigetragen, den weißblauen Himmel über Bayern durchzulüften. Dann kam der Zerfall der Biermösl Blosn: Materialermüdung. Nur einer wollte den geraden Weg weitergehen und sich selbst mit frischer Luft versorgen: Hans Well, schon immer Mastermind der Blosn – von ihm stammten die meisten Texte. Allein wollte Hans Well nicht auf die Bühne, und er fand enthusiastische Mitstreiter in den eigenen Reihen: mit seinen Kindern Sarah, Tabea und Jonas. Neu getauft als „Wellbappn“, beschreitet das Quartett mit Witz, Schmäh, beinharter politischer Satire und unwiderstehlichem Charme den aufrechten Gang durch die Bayernlandschaft, mit klarem Blick für die dunklen Zonen. Jetzt waren sie erstmals auch in Nürnberg im ausverkauften Gutmann-Saal am Dutzendteich, kämpften anfangs gegen tontechnische Widerstände, um dann mit typisch Wellschen Wortkaskaden punktgenauen Hohn und Spott zu verbreiten, immer auch schön instrumentalisiert. Gut, dass es die Wellbappn gibt!

Frischer musikalischer Wind mit spritziger Satire

Hansi Well und seine „Wellbappn“ sorgen für knapp drei Stunden Spitzenkabarett Von Helmut Sauter Foto: Helmut Sauter Augsburger Allgemeine (Wertingen) vom 10.Februar 2015

Seit Wochen fieberten die Kabarettfans der Region dem ersten Auftritt der neuen Formation um Hansi Well, dem Genius der ehemaligen Biermösl Blosn, entgegen. Wieder waren Familienbande im Spiel, denn die „Wellbappn“ sind niemand anderer als die musikalisch begabten Sprösslinge von Hansi Well: Jonas der Jüngste als Trompetervirtuose und seine beiden Schwestern Tabea und Sarah, mal mit Geige, mal mit der „Ziach“ und weiteren diversen Instrumenten. Die Lauterbacher Turnhalle war seit Wochen ausverkauft.

Jonas Well, Tabea Well, Hansi Well und Sarah Well (von links) begeisterten ihr Publikum auf der Lauterbacher Kleinkunstbühne.

Und die knapp 250 Besucher werden nicht enttäuscht. Bereits zu Beginn steigt die Stimmung auf den Siedepunkt, denn Hansi Well hat seine ketzerische Anfangshymne „Ja sagt´s, wo samma do heit g´landt´?“ auch bei den Wellbappn parat. Die Zuhörer sind begeistert von den detaillierten Kenntnissen über Land und Leute der Region. Vom Flutpoldererwartungsland über die „geistige Abschaltung“ der Wortelstetter beim Thema Windräder bis hin zum riesigen Fünffach-Kreisel statt Overfly in Wertingen spannen sie ihren musikalisch-witzigen Bogen. Nicht ausgespart wird „Europas berühmtester Schüttler“, dem jetzt ein Prozess droht: „Wegen Betrugs muss er vor Gericht, am Winter Schorsch droht sowas nicht!“ Doch auch der Lokalmatador bekommt sein Fett weg, weil „…manch aufgeklärten Bürger die Frage quält, warum ma so an Abzocker in Landtag wählt“.

Die Halle tobt und das Quartett setzt seinen satirisch bissigen Feldzug gnadenlos fort: Ob die dörflichen Gemeinderatssitzungen mit einem cholerischen Bürgermeister oder das verregnete Feuerwehrfest, wo das Wasser durch das Zelt und das angrenzende Gewerbegebiet schießt und alle „Geldträume“ wegschwemmt, ob Spänles verkorkstes Schulsystem oder die Mütter als „Furienweiber“ beim Spiel der F-Jugend – nichts bleibt von der spitzen Zunge und bissigen Satire verschont, immer verpackt in musikalische Unbekümmertheit und virtuoser Lust am Spielen und Singen. Das täuscht jedoch nicht darüber hinweg, dass es die Generationscombo mit ihrer Kritik an gesellschaftlichen und politischen Verwerfungen ernst meint.

Nach so viel musikalischem Hohn und Spott setzen Jonas mit seinem exzellenten Trompetensolo und Tabea mit ihrem einfühlsam gespielten Geigenpart einen entspannenden Kontrapunkt und beweisen, dass Musikalität erblich sein kann. Man merkt dem Hansi seinen Vaterstolz an, mit Recht. Denn egal welche Melodie, egal welches Instrument – die drei Sprösslinge im Alter von 18, 20 und 22 Jahren beweisen, dass sie dem Vater musikalisch-instrumental bereits überlegen sind. Dafür zeigt er ihnen, wie Spottlieder aktuell und tiefgründig getextet und in passenden, zumeist etwas verfremdeten Volksliedmelodien umgesetzt werden. Das beste Beispiel dafür ist das Klagelied „Ach Himmel, es ist verspielt…“ eines einsamen „Schüttlers“, der sich von seinen Parteifreunden verraten fühlt, denn andere „halten in Wind ihr Fähnle, da Brunner, da Eck, da Pschierer und Spänle“.

Und noch einmal läuft das Quartett zur Hochform auf, als sie den „Susei-Jodler“ und das Brautwahllied anstimmen, denn das „bairische Madl“ will weder einen Banker, noch einen Bombenentschärfer, auch keinen bedächtigen Schwaben, und schon gar nicht einen Straßen-bahnschienenritzenreiniger, sondern einen Musikant, die „san die besten Liabhaber im ganzen Land“. Zu einem grandiosen kabarettistischen Schlussakkord gerät die Lesung aus dem „Buche Bayern“ über die aktuelle Politprominenz von „Siggi, dem Gwampat´n“ und „Nahles, der Gschlampat´n“ zu Dobrindt, dem „Mautritter“. Dazu gesellen sich Politiker wie Schröder oder Pofalla, deren Wechsel zu einträglicheren Wirtschaftsposten genauso gegeißelt wird wie die Schnüffelei der Nachrichtendienste bis ins Ehebett hinein in der stürmisch gefeierten Zugabe des „Gute-Nacht-Liedes“.

Die Wellbappn, die Nachfolger der Biermösl-Blosn, begeistern in Sinning auf Einladung der Initiative gegen Rechts 

Schlosswirtschaft: Hans Well und die Wellbappn. – Foto: Heumann

Mit neuer Bissigkeit

Sinning (lm) Wer das Wort „Bappn“ schon im Namen führt, nährt den Verdacht, jene doch nicht halten zu können. Kluger Einsicht folgend, lenkt der (bühnen-) erfahrene Pädagoge das Unvermeidliche in positive Energie um. Praktisch im zeitgemäßen Denglisch, wenn mit dem Familiennamen „Well“ gleich noch was Gutes, das Verheißendes ganz von allein dazukommt.

Von Gerda Enghuber

Donau Kurier vom 20.10.2014

Bloß gut, dass die Wellbappn jetzt den Mund aufmachen. Und wie.

Als nach dem überraschenden Ende der alten Familienformation Bayern die Biermösl-Öde drohte, währte der Kulturschock nicht lange. Was mit den Brüdern so recht offensichtlich nicht mehr klappen wollte, funktioniert im familiären Verbund mit den eigenen Kindern ganz vorzüglich. Dass voran Hans Well es war, dem die alte Blosn zu ruhig, gediegen und brav wurden, glaubt man jedenfalls sofort, hört man die neue Bissigkeit. Die Jugend trägt zusätzlich Elan bei, die Angriffslust jedenfalls ist wieder unbändig und Bayern das gottgesegnete Land, wo der Stoff fürs Kabarett so schnell nicht ausgeht.

Es muss schon so etwas wie besondere Well-Gene geben, dass jetzt schon in der dritten Generation mit eher wachsender Begeisterung – und Können, was gerade den instrumentalen Part anbelangt – bühnenreif musiziert wird, die Familienverbände auch so funktionieren. Pures Idyll war’s sicherlich nicht, fünfzehn Kinder in einem Lehrerhaushalt. Wenn auch heute noch Vater und Sohn aus Gaudi die femininen Familienmitglieder wohlfeil und am liebsten gleich vor Ort anpreisen, lebt ein Stück alter Tradition in humoresker Form weiter.

Das Beste draus machen, ist sowieso das probate Rezept, trifft man freistaatlich nicht alles so vor, wie’s sein sollte oder, noch in Steigerung, wie man’s sich eigentlich gar nicht vorstellen mag, dass es dennoch ist. Der Generationenwechsel erweist sich da nur förderlich, ist es Primat der Jugend, Dinge und vor allem die dazugehörigen Leute nur unbekümmerter und gleich noch eine Spur respektloser beim Namen zu nennen. Alte Biermösl-Tugenden leben herzerfrischend verjüngt fort, Politsatire mengt sich mit herrlichstem literarischen Klamauk, bereichert noch um eine beeindruckende instrumentale Vielfalt. Eine gewisse Christ-sozial-Lastigkeit entspricht nur deren staatstragenden Bedeutung und der stets bekundeten, ja gerade sprichwörtlichen Liberalitas. Hier in Sinning bei der Initiative gegen Rechts passt natürlich das mentale Umfeld total.

Kulturherbst Ellertal: Die Wells halten ihre Bappn nicht

Frisch und rotzfrech im Lohndorfer Reh-Saal: Die jungen Wells Jonas, Tabea und Sarah (v.l.n.r.) unterstrichen mit ihrem Vater Hans, dem Ex-Biermösl Blosn, ihe außergewöhnlichen musikalischen Talente und beeindruckten mit einer breiten Themen- und Instrumentenpalette. Alle Fotos: Bertram Wagner

Hans Well und seine Kinder präsentieren sich im Reh-Saal rotzfrech und unbekümmert.

Fränkischer Tag vom 28.September 2014

von Bertram Wagner

Hans Well und seine junge Familienbande machte es Wolfgang Heyder als neuer Spitze der SPD Kultur AG leicht, für eine reibungslose Stabübergabe von Anton Söhnlein und einen gelungenen Auftakt des diesjährigen Ellertaler Kulturherbstes (mit insgesamt zehn Veranstaltungen) zu sorgen. Im ausverkauften Saal der Brauerei Reh offenbarte das oberbayerische Quartett ein sehr freches Mundwerk, erinnerte in der ein oder anderen Szene schon an die ehemalige Biermösl Blosn, kam jedoch sehr viel frischer und spontaner rüber als das Brüder-Trio nach drei Jahrzehnten. Was wiederum nicht verwundert. Nach gut zweieinhalb Jahren haben sich die „Wellbappn“ längst aus dem Schatten gespielt und befreit: Der Lohndorf-Auftritt bot viel Spott und Ironie, dazu ein musikalisches Schmankerl nach dem anderen.

Lohndorf

Eine neue Well-Ära
Dieses Komplett-Paket mit vielen Facetten aus dem Alltag und der großen Politik ist noch höher einzuschätzen, wenn man weiß, dass Abiturient Jonas immer noch durch die Nachwirkungen einer Mumps-Erkrankung eingeschränkt ist und dessen Schwester Tabea trotz starker Halsschmerzen ihre Sanges- und Geigen-Künste eindrucksvoll unter Beweis stellte. Dem Vater fiel hinterher ein Stein vom Herzen und er verwies darauf, dass die neue Zeitrechnung mit seinen Kindern nun viel spannender sei als die letzten Jahre mit seinen Brüdern („da wurde nur noch Bewährtes gespielt“). Der 61-jährige Ausnahmetexter („jeder Abend macht nun tausendmal mehr Spaß“) nannte für den neuen Mut zum Risiko das „Haderthauer-Klagelied“, das den Jungen überhaupt keine Ängste bereitet. „Ich erlebe jeden Text mit und sehe die Entwicklung der Kinder auf der Bühne. Zuletzt war das Biermösl-Hauptmanko, dass wir der Zeit hinterher waren. Nun sind wir wieder voraus!“

Ja, Vater und Nachwuchs bewiesen auch lokales Wissen in der „fränkischen Toskana“: Angefangen von der Litzendorfer Verkehrslawine und Sporthalle über die Bamberger „Chefarzt-Doktorspiele“ bis zum Naturschutz im Steigerwald wurde zunächst lokal gelästert, ehe sie ihr „Dahoam“ über den Schellenkönig priesen. Unbekümmert nahmen sie Gemeinderats-Sitzungen, Bürgerversammlungen und Berufsgruppen so richtig aufs Korn und banden auch das Publikum mit ein. Sie wechselten im Eiltempo die Themen und Instrumente.

Haßberger oder Haßfurter?

Spätestens als die Sprache auf G9, G8 und den „Bockmist“ von Spaenle kam und der Fall Haderthauer nochmals als „Resozialierung“ aufgerollt wurde sowie immer wieder „Mautesel“ Dobrindt Hohn und Spott ob seiner Mautpläne abbekam, wurde eindrucksvolles Politik-Kabarett geboten. Dass der Ministerpräsident dabei ganz oben auf der Satire-Liste stand („wennst den Seehofer fragst, dann woast nie, was der Horst dazu socht“) und er eine enorme „Wende-Energie“ besitzt, war alles andere als überraschend, wenn man die Ironie eines Hans Well kennt. Aber Fehler kann er sich auch als Profi nicht erlauben („Haßberger statt Haßfurter“), da springen die Jungen lästernd gleich in die Bresche. Spontanität pur der „Wellbappn“, die erfrischend wirkt.

Groteske Szenen wie ein Loblied auf Bayern mit einem „Bavarian English“ der ganz komischen Art („bavarian mir san mir, we have the world best beer“) und der unübertrefflichen Einigkeit am „Tag der Deutschen Einheit“ mit dem Hissen der bayerischen Fahne sorgten für tosenden Applaus. Auch das predigthafte Aneinanderreihen lateinischer Wortakrobatik in Kombination mit urbairischem Dialekt traf ins Mark. Sie nahmen sich aber auch selbst aufs Korn, so suchten sie für das Geschwister-Duo einen „Verehrer mit Grundbesitz“, aber keinen Banker, Feldwebel oder Straßenbahnritzenreiniger. Von „privater“ Natur war auch die Jodler-Einlage für die (ehemalige) Jonas-Freundin Jacqueline Zitselsberger sowie der total verregnete Pfingsturlaub „dahoam“, als Hochwasser die Fahnenweihe wegschwemmte. Angesichts dieses Express-Tempos der jungen „Bappn“ waren die reinen Instrumental-Titel der Zeitraum zum Durchschnaufen, ehe die nächste Spott-Satire-Lawine anrollte.

„Well“ – ob bairisch oder englisch, das Ellertal erlebte den Beginn einer neuen Ära dieser oberbayerischen Musik-Großfamilie. Die „Wellbappn“ mit ihren 18 bis 22 Jahren und ihr Vater sprühen vor Leben!

Lohndorf 4

Wellnes-Kur für die Lachmuskeln

Wenn „mitten auf der Straß d’Henna rumlaffa“, wenn „endli amoi statt dem Misthaufa a Kreuzung baut werd“, dann ist man in Reichertshausen angekommen. Und will man kulturell was erlebn, „muas ma zum TSV in`d Ilmtalhalle gehn“.

Von Hans Steininger 

Pfaffenhofner Kurier vom 20.07.2014

Reichertshausen. So frech und pointiert setzten Hans Well und sein satirischer Nachwuchs Jonas, Tabea und Sarah von Beginn an Zeichen und machten klar, dass sie kein Blatt vor den Mund nehmen wollen. Das wurde auch so erhofft, denn nicht umsonst hatte der TSV Reichertshausen das Quartett engagiert, dem ein entsprechender Ruf vorauseilt.
Und so ziehen sie vom Leder aus einem reichen Erfahrungsschatz ihrer Heimatgemeinde Hausen, der sich nahtlos auch auf andere bayerische Kommunen übertragen lässt: Egal, ob Gemeinderatssitzung, Bürgerversammlung oder Kindergarten, alle bieten genügend Stoff für Hans Well, der dem Volk auf’s Maul schaut und es treffend persifliert. Und das wird einbezogen ins Programm, wenn laut Well die Schnecken in seiner Bierfalle singen: „Oane geht no, oahne geht öiwei, wir sitzen auf dem Trock’nen, schenk’ no a Halbe ei.“ Das kommt an, da singt man mit, wie sich die Wellbappn überhaupt bekannter Volksliedern bedienen.
„Pfingsten dahoam 2013“ beschreibt musikalisch eine verregnete Fahnenweihe im Bierzelt, die sich von einem Rinnsal bis zum Hochwasser entwickelt, mit Strophen, die parallel mit dem Anschwellen der Wasserflut immer länger werden, wie beim „Birnbaum in der Au“. Dabei beschreibt der Text ein chaotisches Szenario, wie es halt nur die Wellbappn zuwege bringen. Die präsentieren sich ganz unprätentiös, der Well Hans mit seinen Töchtern Sarah und Tabea, begleitet von Sohn Jonas am Kontrabass. Der beweist solistisch sein Können an der Tuba und Trompete, auch die Mädels erweisen sich als Multi-Instrumentalistinnen, am Horn, am Xylofon, mit dem Kazoo oder der Geige. Und sie moderieren auch, als hätten sie nie etwas anderes gemacht.
Nichts, gar nichts wird ausgelassen, was die Schlagzeilen beherrscht: Obama kontra Merkel, Hoeneß kontra Steuerfahndung, Söder und Dobrindt, Seehofer und die gesamte bayerische Politprominenz, alle bekommen ihr Fett weg, pointiert, spitzzüngig, manchmal derb, aber immer satirisch treffend.
So führt das Programm vom Hundertsten ins Tausende, man muss genau hinhören, um keine Pointe zu verpassen. Auch musikalisch ist das Gebotene vielfältig: A-cappella-Auftritte sind ebenso zu hören wie reine Instrumentaltitel, bei denen neben Jonas auch Tabea an der Geige solistisch überzeugt. Und Jonas’ Tuba konkurriert mit der Diatonischen vom Hans Well, der auch mal zur Gitarre greift. Dessen „Lesung aus dem Buch der Bayern“, in Wortwahl und Duktus einer Predigt gleichend, folgt ein ebenso gelungener Vortrag des Quartetts in Form eines liturgischen Gesangs, der aus lateinischen Textfragmenten und bayerischen Ausdrücken einen wahnwitzigen Wortsalat bildet, der aber vorzüglich schmeckt. Überhaupt beweisen die Wellbappn über das ganze Programm hinweg immer wieder mal verquere Gedankengänge. Karl Valentin lässt grüßen.
Ein frisches, rotzfreches Quartett also, das sämtliche Facetten des musikalischen Kabaretts ebenso beherrscht wie das Publikum, das es schnell im Griff hat. Das war eine Wellness-Kur für die Lachmuskeln, dabei stehen die Wellbappn erst am Beginn einer Karriere, die noch viel erwarten lässt und die Familientradition respektloser kabarettistischer Bösartigkeiten erfolgreich fortsetzen wird. Denn wie meinte Franz Rubey als Leiter des TSV-Festausschusses, am Beginn der Veranstaltung: „Blosn – Biermösl-Blosn – Hans Well und seine Wellbappn: das ist nicht mehr steigerbar“.

Spritzig, salopp und musikalisch top

von Hans Nusko. Foto: Hans Nusko

Donaukurier vom 06.04.2014

„Will man in Beilngries kulturell etwas erleben, muss man zur Nepalhilfe gehen.“ Das haben Hans Well und die Wellbappn am Freitagabend zu Beginn ihres Auftritts in der Aula des Beilngrieser Gymnasiums gesungen.n ihres Auftritts in der Aula des Beilngrieser Gymnasiums gesungen. Sie traten rund zwei Stunden den Beweis für diese Behauptung an.

In der Tat war das Benefizkonzert zugunsten der Nepalhilfe etwas Besonderes. Kaum hatten Well sowie seine Kinder Sarah, Tabea und Jonas auf der Bühne losgelegt, drängte sich spontan der Eindruck auf, man habe Biermöslblosn reloaded vor sich. Bissige, teils bitterböse Texte zu aktuellen Themen, mitunter purer Klamauk, eine geschickte Rollenverteilung und nicht zuletzt hervorragende musikalische Darbietungen ergaben ein Programm, das einerseits bewährte Elemente aus früheren Programmen der Biermösl Blosn enthielt, andererseits aber mit vielen gelungenen Neuerungen und erfrischender Lockerheit aufwartete. Jugend forsch eben.
Wie einst die drei Well-Brüder, begannen auch Papa Well und die Bappn mit einem Lied über lokale Begebenheiten. Das Kreuzgewölbe im Haus des Gastes und der Brand eines Beichtstuhls in der Kirche kamen dabei ebenso vor wie das dem einheimischen Gerstensaft vorgezogene Volksfestbier aus Mittelfranken. Bezüglich des Wählerverhaltens in der Großgemeinde hieß es, manche Ortsteile seien so „schwarz“, dass selbst bei Mondfinsternis noch ein Schatten geworfen werde.
Schnell war die Verbindung zu Hausen, dem Heimatdorf der Familie Well, geschlagen. Dort sei zumindest vordergründig alles in Ordnung, heiße der Gesangverein doch „Harmonie“ und der Fußballklub „Eintracht“. Dann ging es um Ärgerliches, Kurioses und Widersinniges. Die geringe Halbwertszeit mancher Feststellungen des bayerischen Ministerpräsidenten („Wennst an Seehofer fragst, woaßt nie, wos der Horst dann sagt“) kam dabei ebenso vor wie der von Eltern oft auf ihre Kinder ausgeübte Leistungsdruck („Bringst du noch einmal einen Dreier heim, dann schlachten wir dein Hasilein“). Nicht fehlen durfte auch die Causa Hoeneß. Er gehöre doch eher in den Ruhmestempel Walhalla als ins Gefängnis, spottete das Quartett.
Aber auch sich selbst und ihre Altersgruppe nahm die Bappn wiederholt auf die Schippe. Der Jonas verzweifelte an der von ihm verehrten Zitzelsberger Jaqueline, Tabea und Sarah wurden zwecks Raumgewinn im Eigenheim potenziellen Verehrern angeboten. Selbst bloßer Nonsens war mehr oder weniger wissenschaftlich verpackt. So reimte man auf den Satz des Pythagoras: „Wenn’s regnet, werden die Haare nass.“
Im wahrsten Sinn des Wortes ein Lied mit Tiefgang war „Pfingsten dahoam 2013“, bei dem es um das nicht zuletzt durch Flächenversiegelungen oder Flussbegradigungen verursachte Hochwasser ging. Ein Beitrag drehte sich auch um Windräder und die oftmals kontroversen Diskussionen über deren Auswirkungen. Da werde dann gerne einmal argumentiert, die Rotoren würden so viel Lärm verursachen, dass man schon „bei a bisserl Wind die Autobahn gar nicht mehr hören“ könne.
Wie von Mitgliedern der Familie Well nicht anders zu erwarten war, gab es auch etliche musikalische Höhepunkte. Soli von Tabea (Geige) oder Jonas Well (Trompete) begeisterten das Publikum ebenso wie gemeinsam Gespieltes oder mehrere Intermezzi a cappella. Selbst Freunde des Bavarian English kamen auf ihre Kosten. Bei einer urkomischen Hommage an den Freistaat wurde sogar Flagge gezeigt. Auf Englisch lässt sich das Geschehen auf der Bühne auch trefflich zusammenfassen: Well done!

Hans Well und seine Wellbappn nahmen nicht nur Horst Seehofer und Uli Hoeneß aufs Korn – sie bewiesen auch ihr musikalisches Talent.

VON HEIKE REGNET

Foto: Heike Regnet 

 Mittelbayerische Zeitung von 18.03.2014

PYRBAUM. Von Bürgermeistern, die jeden Tag aus dem Tagblatt herausgrinsen, vom 150-jährigen Feuerwehrfest, wegen dem man den Urlaub abgesagt und das es dann richtig verregnet hat und von Uli Hoeneß, der jetzt Präsident vom FC Stadlheim werden könne, sangen und spielten Hans Well und seine Wellbappn in Pyrbaum. In der Mehrzweckhalle war am Samstag die Stimmung bestens.

Das bayerisch-zünftige Quartett machte sich auch so seine Gedanken über Pyrbaum, das einen Metzger suchte, und empfahl hierzu einen Hoeneß als Ansprechpartner. Sie erzählten von Abstimmungen im Gemeinderat und dem einen, den es in jeder Gemeinde gibt, der immer dagegen sei. Von Windradeln und Kreisverkehren, vom Seehofer und der großen Politik oder auch vom Burschenverein „Whiskey crashed Ice“ und dem Sportverein Eintracht war an diesem unterhaltsamen Abend ebenfalls die launige Rede. Von der Gemeinde ging es zur Schulpolitik, und wenn hier aus G8 Hartz-IV werde, sei wohl etwas ganz schön schiefgelaufen. „Bachelor und Master – des heißt auf Deutsch Desaster“, so der Tenor der Wellbappn.

Wenn Hans Well mit Sarah, Tabea und Jonas auf der Bühne in Aktion sind, wird schnell klar, dass sie ihr Handwerk verstehen. An Instrumenten mangelt es nicht. An diesem Abend kommen Quetschn, Geige, Tuba, Trompete, Alphorn und vieles mehr zum Einsatz. Die Texte sind durchdacht, jede Pointe sitzt und an den Instrumenten erweisen sich Tabea, Sarah und Jonas als Meister.

Auch ein wenig groovigere Klänge werden im Programm angestimmt, da muss Papa Hans dann durch, ob er will oder nicht, denn jetzt ist die Jugend am Zug. In Bavarian-English wird dem Bayernlande gehuldigt und auch eine kleine Bayernfahne wird gehisst.

Auch zum Prozess von Uli Hoeneß haben sich die vier so ihre Gedanken gemacht und kommen zu dem Schluss, dass die Steuerfahnder sicher Borrussia-Fans sein müssen. Für die Tabea und die Sarah waren der Hans und der Jonas schließlich auch auf Brautschau, „weil daheim der Platz langsam z’eng wird“. Doch weder ein Banker, ein Oberpfälzer noch ein Feldwebel wollte den beiden gefallen.Ihr Herz gehört „am Musikant, die besten Liebhaber vom ganzen Land“.

Tosender Beifall war der verdiente Lohn am Ende eines gelungenen Abends, der das Prädikat „besonders sehens- und erlebenswert“ mehr als verdient hat.

Zusmarshausen

Bissige Gstanzln und musikalische Sternstunden

Hans Well und seine Kinder erobern Zusmarshausen

von Manuela Rauch

Photo: Manuela Rauch

Ausburger Allgemeine vom 18.02.2014

Zusmarshausen Der Rothsee und die Zusamklinik gehörten mit zum Programm von Hans Well und den Wellbappn. Gleich zum Einstieg ihres Programms im Festsaal St. Albert spotteten sie über Zusmarshausen, wo der Breitbandausbau eine Ewigkeit dauert, die Zusamklinik ungenutzt leer steht und das „Neibieseln“ im Rothsee wegen der neuen Naturschutzverordnungen verboten ist. Mit spitzer Zunge und in unvergleichlich bairischer Mundart entlarvten Hans Well und seine Sprösslinge gesellschaftliche Missstände, mokierten sich über Eurokrisen, Steuerflucht, Schulreformen und Krötentunnel im Kreisverkehr. Landesvater Horst Seehofer und die Bundespolitik bekamen dabei ebenso ihr Fett weg wie der schrullige Gemeinderat samt Oberbürgermeister von Hausen, die Heimatgemeinde der Wells. Mit den Wellbappn wird eine Bürgerversammlung im Feuerwehrhaus spannender als jeder Tatort und am Tag der Deutschen Einheit „politisch korrekt“ weiß-blau geflaggt.

Musikalisch hatte es der Abend in sich. Mit beeindruckender Schnelligkeit wechselten die Multitalente ihre Instrumente. Neben Gitarre, Akkordeon, Geigen und Kontrabass kamen auch die Alphörner zum Einsatz. Diese wurden interaktiv ins Publikum gehängt, um die musikalischen Verdienste des Hansi Hinterseers zu blasen, die „schlimmer als jede Schweinegülle“ seien.

Die Zuschauer waren begeistert. Seine Wellbappn sind ein echter Frischekick für den Ausnahmemusiker Hans Well. Die Gstanzln kritisch und bissig wie zu den besten Biermösl-Zeiten. Und auch der Well-Nachwuchs beherrscht das politische Kabarett perfekt. Dazu eine rasante Musik, originell, exotisch und auf allerhöchstem Niveau. Jonas Well ist der Jüngste der Formation, ein echter bayerischer Bua, fesch in Lederhosen und schon jetzt ein Virtuose am Kontrabass und der Trompete. Seine Schwestern Sarah und Tabea beeindrucken mit Geigen, Akkordeon und herausragenden Stimmen. Die drei Wellbappn haben Musik im Blut und verleihen mit ihrer rotzfrechen Art der neuen Formation einen Schwung, der auch das jüngere Publikum ansteckt. Dafür gab es in Zusmarshausen jede Menge Beifall. Hans Well brachte mit seinen Wellbappn zwei Zugaben, vergewisserte sich jedoch zuvor bei den Schwaben: „Ich hoffe, ihr habt alles verstanden.“

Friedhof erweitern, um Dorfmitte zu beleben

Waging am See. Das Biermösl-Gen ist schon was besonderes – und die zweite Generation hat mächtig was davon geerbt. Was Ex-Biermösl Hans Well und seine drei Kinder – zwischen 17 und 21 Jahre jung – am Samstag beim Oberwirt in Otting boten, fügt sich nahtlos an die 35-jährige Erfolgsgeschichte der Vorgängergruppe an. Nach über einem Jahr auf der Bühne sind die Vier aufeinander abgestimmt – und die musikalisch verbrämten Boshaftigkeiten über die Landes- und Kommunalpolitik sitzen einfach.

Mit Musikalität, Witz, Spottlust und toller Bühnenpräsenz: Die Begeisterung über die »Wellbappn« beim Oberwirt in Otting war riesig. Jonas, Tabea, Hans und Sarah Well (von links; Foto: H. Eder) bescherten dem Publikum einen politischen Abend etwas anderer Art. 

von Hans Eder

Traunsteiner Tagblatt vom 03.02.14

Die deutlich über 200 Besucher im Saal rieben sich erst einmal die Augen wegen der Bühnendekoration. Die Veranstaltung war schließlich von den Waginger Grünen organisiert; warum also erstrahlte die Bühne in deftigem Blau? Des Rätsels Lösung: Die Bühne ist schon hergerichtet für das demnächst stattfindende Kindertheater, und so kam sich Hans Well, wie er spöttelte, vor wie ein »Nachtgespenst«.

Der Grünen-Wahlkampf wurde dabei sehr dezent behandelt: Inge Kämpfl stellte lediglich die Gemeinderatskandidaten vor – nur optisch – und überließ dann die Bühne den »Wellbappn«, die gleich in die Vollen gingen und Waginger Sonderbarkeiten und noch einige aus der Region pointiert auf die Schippe nahmen. Zur Ortssanierung sangen sie »Waging – wo man de Kinder die Ewigkeit so erklärt / des is dann, wenn des Babl-Haus amoi herg’richt werd.« Und über die Vergabepraxis im Gemeinderat: »Wo’s bei öffentliche Bauaufträge geht ruckzuck / weil ois, wos da Schwangler net kriagt, kriagt da Kleißl Lugg.«

Den ersten Teil ihres Programms widmeten die Vier den modernen Entwicklungen im Bayernland, wo die Häuser im Toskana-Stil erbaut werden, die Hausfrauen mit riesigen Geländewagen zum Discounter fahren, der Pfarrer aus dem Senegal kommt, der überdimensionierte Kreisverkehr mit einem Krötenteich ausgestattet wird und Gemeinderatssitzungen »Eigentümer-Versammlungen« sind, auch wenn man das eigentlich nicht sagen dürfe. Und wo zur Belebung der Dorfmitte, weil alle Einkaufsflächen im Außenbereich sind, der Friedhof erweitert wird.

In vielschichtiger musikalischer Form wurden im Folgenden viele Themen ausgebreitet. Es war ein Genuss zuzuhören und zuzuschauen. Das Publikum ging begeistert mit und spendete reichlich Applaus. Die Waginger Grünen-Bürgermeisterkandidatin Hedwig Witzleben fasste zusammen: »Da brauchen wir keine großen Wahlversammlungen. Vieles haben die Wells heute Abend schon gesagt. Hans Well und seine Wellbappn waren großartig. Aktuell, kernig, ironisch und musikalisch ein Genuss.«

Hans Well und seine Kinder bieten bestes Musikkabarett

Photo Jorgensen

Süddeutsche Zeitung (Dachau) vom 21. Januar 2014

Dachau – Ein Potpourri aus musikalischer Virtuosität, feinsinnigem und derbem Witz, urkomischen Jodlern, bester Politikschelte und hinreißendem Zusammenspiel der vier Akteure bekamen aktuelle und ehemalige Schüler des Ignaz-Taschner-Gymnasiums, Eltern, Lehrer und deren Freunde präsentiert. Der Alumni- und Förderverein des ITG hatte Hans Well und seine drei Kinder Sarah, Tabea und Jonas eingeladen. Und die Zuhörer wurden in ihren Erwartungen übertroffen.

Gleich zu Beginn spielten sich Hans Well und die Wellbappn in die Herzen der Zuhörer, indem es einen erstaunlich gut informierten Streifzug durch die Höhen und Tiefen der Politik in Stadt und Kreis Dachau unternahm – natürlich in bester Ex-Biermösl-Manier getränkt von beißendem Spott und scharfsinniger Analyse. Was dann folgte, zeigt auch eine Art Emanzipation des Vaters von seiner jahrzehntelangen Vergangenheit in der „Blosn“, ohne diese jedoch zu verleugnen. Bairisches Musikkabarett in seiner besten Form, hochaktuell und dabei musikalisch toll umgesetzt, mit jugendlicher Frische vorgetragen und auch inhaltlich mittlerweile generationenübergreifend. Vater Hans lässt sich von seinen Kindern auch zu ihm etwas ungewohnteren Rhythmen motivieren, und singt mit Freuden Texte mit, die wie selbstverständlich mit Facebook-Posts umgehen. Das Programm hat immer wieder auch Momente des Innehaltens, in denen nur Instrumentalstücke gespielt werden. Hans Wells Kinder Sarah, Tabea und Jonas (Tabea und Jonas gehen noch zur Schule) spielen mindestens ein Dutzend Instrumente, und das wirklich gut. Das Publikum hört erst nach zwei Zugaben langsam auf zu klatschen und zu jubeln. Ein Lächeln begleitet alle ins Wochenende.

Sören Schneider, Vorsitzender des Alumnivereins, freut sich über die gelungene Veranstaltung. Seit ein paar Jahren konnte der Verein immer wieder tolle Künstlerinnen und Künstler gewinnen, die mit den Eintrittspreisen bezahlt werden und die in am ITG auftreten, weil der Alumniverein mit den ihm verbleibenden Einnahmen einen Preis für junge Kulturschaffende aus der Schulfamilie finanziert: Den Ignaz-Taschner-Preis.

Wie er wurde, was er ist

Hans Well begeistert die Dachauer mit einer Lesung aus seinem Buch

von Renate Zauscher

Süddeutsche Zeitung vom 17.12.2013

Dachau- Wie bin ich zu dem geworden, der ich heute bin? Das ist offensichtlich die Frage, die Hans Well bewegt hat beim Schreiben seiner Autobiografie, die er „35Jahre Biermösl Blosn“ genannt hat. Es ist eine Frage, die zu tun hat mit der Familie, in die Well als neuntes Kind hineingeboren wurde, mit dem Verhältnis zu den Geschwistern, insbesondere den Brüdern Michael und Stofferl, mit denen Hans Well als Mitglied – ja eigentlich: als Kopf – der Biermösl Blosn groß geworden ist, und es ist schließlich auch die Frage danach, wie es nach der Trennung von den Brüdern weiterging und weitergehen wird.

Wie sehr die Antworten, die Hans Well hierauf gibt, öffentlich interessieren, zeigte die Resonanz auf die Ankündigung einer von der Buchhandlung Wittmann organisierten Lesung in der Dachauer Schranne: Dort gab es am Freitagabend keinen einzigen freien Stuhl mehr. Die Frage nach der Zukunft beantwortete Hans Well indirekt gleich vorab: Er brachte zur Lesung seine zwanzig Jahre alte Tochter Tabea mit, die das Publikum mit ihrer kraftvollen Stimme, ihrem Geigenspiel und ihrem Charme bezauberte. Die Presse hat Tabea und ihren Geschwistern Sarah und Jonas bereits bestätigt, dass sie „frischen Wind in alte Segel bringen.“ Wer Tabea im Duett mit dem Vater, der in Dachau immer wieder zu Gitarre und Akkordeon griff, singen und musizieren hörte, wird dem nicht widersprechen wollen.

Für Hans Well stellte sich die familiäre Situation vor vierzig, fünfzig Jahren ganz anders dar als heute für seine Kinder. Er musste sich gegen acht ältere und sechs jüngere Brüder und Schwestern durchsetzen, und dass das nicht einfach war, zeigt schon die Anekdote vom Regenwurm, den die Älteren ihn als kleinen Buben zwangen zu schlucken. Einfach war das Familienleben auch deshalb nicht, weil das Lehrergehalt des Vaters nur für das Überlebenswichtigste reichte. Aber nicht nur Not hat die Geschwister geprägt, sondern auch der Anspruch des Vaters und die musikalische Erziehung durch ihn. Ohne das, was der Vater ihnen beigebracht hätte, sagt Well, „hätten wir nie tun können, was wir als Biermösl Blosn gemacht haben.“

Die Biermösl Blosn: das war die Emanzipation von der reinen von Vater und Mutter gepflegten Volksmusik und auch das Aufbegehren gegen politische Strukturen, die viele, nicht nur die Wells, als verkrustet empfanden. Dass die drei Brüder und später auch die Schwestern als „Wellküren“ weit über die bayerische Heimat hinaus berühmt wurden, das hat zuallererst damit zu tun, dass hier drei junge, freche Männer mit Witz und enormer Musikalität Dinge angesprochen haben, die auch viele andere bewegten.

Für Hans Well waren die Jahre als Teil der Biermösl Blosn, deren Texte überwiegend von ihm stammten, Jahre großen beruflichen Erfolgs. Darüber hinaus aber auch Zeiten intensiver menschlicher Begegnungen. Eine der vielleicht wichtigsten für ihn war die mit Dieter Hildebrandt. Well hat ihn wegen dessen „Zivilcourage und Haltung“, aber auch wegen Hildebrandts „Scharfzüngigkeit“, als Vorbild und moralische Instanz empfunden. Seine sehr persönlichen Worte bei der Dachauer Lesung über am 20.November Verstorbenen wurden zu einer eindrucksvollen Hommage an einen, „der zum besten Teil der deutschen Geschichte gehört“ und der für Well nach der Trennung von den Brüdern auch „zum persönlichen Rettungsanker“ wurde. Der Abend im April, bei dem Hildebrandt mit Hans Well und dessen Kindern zusammen auf der Bühne des Kappler-Saals in Altomünster stand, war der letzte gemeinsame Auftritt.

In seinem Buch und bei der Lesung in der Schranne ging Hans Well nicht nur auf die Anfänge sondern auch auf das Ende der Biermösl Blosn ein. „Die Trennung von den Brüdern“, schreibt er, „tat fast unerträglich weh“; noch immer habe er „Phantomschmerzen“. Die letzten gemeinsamen Monate aber, als zwar noch gemeinsame Auftritte anstanden, aber kein Gespräch über bereits fertige, neue Texte mehr möglich gewesen sei, muss Well als sehr belastend empfunden haben, darüber ließ er in Dachau keine Zweifel. Den Vorwurf, er habe in seinem Buch „schmutzige Wäsche gewaschen“, wies er mit Nachdruck und sichtlicher Verärgerung zurück: „Wer auch nur bis drei zählen kann“, der könne sich ausrechnen, dass das Leben einer Familie mit 15 Kindern in den Fünfziger- und Sechzigerjahren alles andere als „heile Welt“ gewesen sei. Dieter Hildebrandt habe das Buch deshalb auch als „Sittenroman“ bezeichnet.

Das Publikum gab Well recht: Es reagierte häufig mit Szenenapplaus und zuletzt bildeten sich lange Schlangen am Signiertisch.

Wellbappn:Zwischen Groove und Zwiefachem

Nachwuchs beim ehemaligen Biermösl-Author Hans Well:nächste Generation legt los

Feucht– Wie definiert man Ewigkeit in Feucht, was erinnert hier an die Berliner Mauer und worauf verzichtet ihr behindertengerecht zu sein? Wer so wie Hans Well mit den Wellbappn, seinen Kindern Sarah, Tabea und Jonas schon gleich beim 1. Lied zum Aufwärmen mitten in die umstrittene und die Bürgerschaft spaltende Lokalpolitik hineinsticht, der legt die Marschroute des Abends von Anfang an fest. Dass dabei ab der 1. Minute die Chemie zwischen denen auf der Bühne und denen im Publikum stimmt, zeigen die Resonanz des Publikums: Zustimmender Beifall, Gelächter und – wenns um Fußball und den „Glubb“ geht- entrüstetes Buh. Hoch her geht es an diesem Abend in der ausverkauften Reichswaldhalle, zu dem die SPD Feucht unter der Rubrik „Kultur und Musik in Feucht“ eingeladen hat. Nachdem Hans Well hier vor ziemlich genau einem Jahr zusammen mit Sohn Jonas und Monika Drasch zu hören war, gab er jetzt mit allenn drei Kindern sein Debüt. Vieles erinnert und klingt, wie man es von der Biermösl Blosn her kennt und liebt. Kein Wunder, stammten ja 35 Jahre lang die Texte der bekannten Blosn aus der Feder von Hans Well. Eher sind sie jetzt noch bissiger geworden, direkter, legen noch schonungsloser offen, wo es hinten und vorne im Freistaat nicht stimmt. Und Themen lassen sich genügend finden von der Dorf- , bis zu Landes- und Bundespolitik und da vor allem bei der CSU und ihren Vertretern.Herrlich, wenn Hans Well in seiner Lesung vom Horst dem Wendigen spricht oder Söder, dem Schmutzler, ein Text, den man zu gerne noch einmal hören oder lesen möchte. Schulsystem, überdimensionierte Automobile – skuril die Version mit Bruststraffungsgurten und Fettabsaugung (wird während der Fahrt zur Energiegewinnung eingespeist)- Windräder, die man am liebsten unterirdisch bauen würde oder der Wurm, der unter anderem als Bandwurm in superschlanken Frauen drin ist- es geht querbeet durch alle möglichen Bereiche der Gesellschaft.

Sehr gelungen auch das Regenlied, das, wie Sarah und Tabea anmoderierten, entstand, als der Urluab im Ausland dem Urlaub „dahoam“ weichen musste. Ganz harmlos beginnt das Lied mit einer regen-melancholischen Betrachtung zum Niederschlag („schau schau wias regna duat“), der sich langsam zu einem allesdurchnäßenden und überspülenden Bächlein auswächst, dem das Feuerwehrfst zum Opfer fällt. (…..)

An Tradition angeknüpft

Auch die musikalische Ausrichtung des Quartetts knüpft an die Tradition ihrer berühmten Onkel an. Ganz bewußt, wie Hans Well in einem Interview sagte, allerdings aktuell und moderner. Eine sehr gelungene Mischung aus Volksmusik und Instrumentalstücken, mal zum Genießen, mal zum Lachen, mal zum Nachdenken- meist alles gleichzeitig. Grooves wechseln mit Gstanzln, a capella Stücke mit Tango, klug dazwischen gemischt Lustiges zum gedanklichen Verschnaufen. Musikalisch überzeugen die Wellbappn, reihen sich als vielseitige Musiker und Musikerinnen von Akordeon bis Alphorn, Gitarre bis Geige, Tropete bis Tuba in die Familientradition ein. Großartig, wenn Jonas mit Vater Hans, frei nach Goethes Erlkönig, die rasante Autofahrt zum Kindergarten parodiert oder sie beim Tag der „Deutschen Einheit“ die Einigkeit im Lande etwas näher beleuchten. Sehr zu Herzen gehend ist ihr Instrumentalstück zu Ehren Dieter Hildebrandts, das wie eine Trauermusk beginnt und in das sich allmählich immer mehr heitere Töne schleichen – ein Symbos für Hildebrandts Leben, sein Lachen ud den Humor, für den er stand.

Ein Abend, der trotz zweier Zugaben viel zu schnell vorbei war, mit einer jungen Generation Well, die Freude auf ein baldiges Wiedersehn und – hörn macht.

So Schön kann Volksmusik sein

Hans Well, ehemaliges Mitglied der Biermösl Blosn, mit den Wellbappn in Vellmar

von Andreas Gebhardt

Photo:Fischer

Hessische/Niedersächsiche Allegemeine vom 02.12.2013

Vellmar. Ein typischer Tag im Hause Well im bayrischen Zankenhausen: Hans Well steht morgens auf, liest am Frühstückstisch den „Bayernkurier“, regt sich kräftig auf oder lacht sich eins über die Blödheit der da oben und unten.

Seine Kinder Sarah, Tabea und Jonas kommen hinzu. Überall stehen Musikinstrumente herum, jeder greift sich eins, und schon entsteht ein böses lustiges Volkslied. Ist es so? Wir wissen es nicht. Möglich wär’s. Nach der Auflösung der Biermösl Blosn ist die Welt jedenfalls nicht untergegangen.

Vorhang auf: Die nächste Generation ist angetreten. Man hat sich im Querschnitt verjüngt – grüß Gott: Hans Well und Wellbappn. Am Samstag gastierte das Quartett im Bürgerhaus Vellmar-West, einer der (noch) seltenen Auftritte nördlich des Weißwurstäquators.

Sie haben sich gut vorbereitet, das nordhessische Elend kam gleich zur Sprache: der Flughafen ohne Flugbewegungen, der Schwimmbadstreit, Hessentag und Pleitegeier. Eine bissige Zusammenfassung als Litanei, die sich noch lange fortschreiben ließe.

Tuba, Trompete, Geigen, Gitarre, Akkordeon, Drehorgel, Saxofon und, und, und. Jeder spielt fast alles, und doch kommt es nicht als Leistungsschau daher, sondern beiläufig, immer auf die Texte zugeschnitten und immer gegenseitig auf Augenhöhe. Nichts ist ihnen heilig, aber das war ja schon bei den Biermösl Blosn so, wo Hans Well ebenfalls getextet hat. Satire, Groteske, Politkabarett und Sinn für die absurden Nuancen des täglichen Wahnsinns gehen Hand in Hand. Die Gemeinderatssitzung wird genauso tranchiert wie Tebartz-van Elst mit seinem Weihwasser-Whirlpool de luxe („Alle fallen über mich her, als ob ich ein Verschwender wär“). Anrührend wird es, als Hans Well an den unlängst verstorbenen Weggefährten und Kollegen Dieter Hildebrandt erinnert. Das nachfolgende Ständchen beginnt getragen und endet sehr heiter. Hildebrandt hätte das gefallen. Drei Zugaben verlangt das hingerissene Publikum und bekommt sie. Jonas Well zeigt, dass er ein begnadeter Trompeter ist und auf Playback (wie sonst in der volkstümlichen Musik üblich) einfach mal pfeift. Um schließlich noch Hansi Hinterseer anzublasen (dessen Gesang „schlimmer als Schweinegülle“ sei), lassen die Wellbappn Alphörner erklingen, die ins Publikum hineinragen. So schön kann Volksmusik klingen.

Very Well! Die Wellbappn begeistern in Ludenhausen

Von Regina Wahl-Geiger

Foto:Regina Wahl-Geiger

Münchner Merkur vom 14.10.2013

Hans Well und seine 14 Geschwister spielen mindestens ein Musikinstrument, aus der Familie gehen die bekannten musikalischen Satiregruppen „Wellküren“ und die „Biermösl Blosn“ hervor, die Musikalität liegt den Wells im Blut, das sieht man nun am Beispiel der jüngeren Well-Generation. Nicht nur ein, gleich mehrere Musikinstrumente beherrschen die Kinder von Hans Well, aber das ist es nicht, was die Gruppe „Wellbappn“ ausmacht. „Wellbappn“, das ist ein neuer, frischer musikalischer Satirewind, ein unglaublich locker, entspanntes Gesangs-Kabarett, ein generationenübergreifender virtuoser Leckerbissen.

Das Quartett nimmt kein Blatt vor den Mund, greift brisante politische Themen genauso an wie Kirchenangelegenheiten, Schulproblematik und Jugendkultur, wobei ihr Spott und Biss immer gerade noch auf dem akzeptablen Satiregrat bleibt und niemals unter die Gürtellinie abrutscht. Viel Komik, aber auch viel Nachdenkliches wird geboten und glücklicherweise keine Plattheiten. Die Texte sind durchdacht, von gesundem Menschenverstand durchleuchtet, für jeden Zuhörer nachvollziehbar und teils bitter-böse, teils liebevoll-spöttisch angehaucht.

Dabei nehmen sich die jungen Leute um Hans Well auch ordentlich selbst aufs Korn. Das Komasaufen, die ausufernden Facebookpartys, die G-8 Katastrophe, der Wiesn-Verkleidungszwang – alles neue Generationsprobleme, die da auf typisch wellsche Weise beleuchtet werden.

Aber auch andere unpolitische Alltagsthemen kommen nicht zu kurz: man hört ein Bandwurm-Refrain-Lied über abzockende Machenschaften der Zahnärzte, man erlebt eine moderne Version der Erlkönig-Geschichte und leidet mit Feiernden eines Dorffestes beim Dauerregen zu Pfingsten in diesem Jahr.

Schön ist, dass das Quartett eine musikalisch-satirische Einheit bildet, dass keine Vater-Dominanz oder Kinder-Überheblichkeit auftritt, dass im Gegenteil liebevolle kleine Frotzeleien zwischen Vater und Kindern eingestreut werden, da ist nichts Aufgesetztes, nichts Konstruiertes zu spüren. „Ja, der Vater vergisst in letzter Zeit gern mal was“, witzelt Sohn Jonas, als Hans Well in seinen Noten kruscht. „Der Jonas hatte seinen Kopf in den letzten zwei Wochen woanders“, kontert Vater Well und stellt einen von ihm selbst komponierten speziellen „Susei-Jodler“ für die erste Freundin seines Sohnes vor.

So richtig gut durch kommt das musikalische Gen bei den instrumentalen Stücken. Der Tango Maria aus Saudi Arabien, kurz „Tango Sharia“ genannt, entpuppt sich als fetzige, auf hohem Niveau präsentierte Komposition, und ein rasant gespieltes Geigensolo von Tabea Well zeugt von der unglaublichen Musikalität der Well-Nachkömmlinge.

Bevor als Zugabe drei riesige Alphörner ausgepackt werden, die vom begeisterten Publikum in den ersten Reihen festgehalten und in die richtige Position gebracht werden, hört man von Hans Well noch eine abschließende „Lesung aus dem Buche Bayerns“. Diese ist so welltypisch vollgepackt mit Seitenhieben auf Politik und Staat, auf Kirche und Kirchendiener, dass das vom Quartett abschließend gemeinsam gesungene Amen beinahe zu früh kommt. „How are you?“, fragte Monika Prestel vom Ludenhausener Kulturförderverein die Zuhörer zu Beginn der Veranstaltung. „Very well“, war da zu hören. Und genauso war der Abend: Very Well!

Bissig, böse und begeisternd

Kulturverein KliK holte Hans Well und seine Kinder als „Wellbappn“ in die Stadt.

Von Andrea Collisi

Fotos: Andrea Collisi

Augsburger Allgemeine vom 24.September 2013

Einen Kleinkunstabend mit bissigem Unterton bei gehaltvollem Hintergrund bot jetzt wieder der Kulturverein KliK. Hans Well – er war 35 Jahre lang, bis 2012, einer der drei Biermösl-Blosn – kam nun mit seinen Kindern als „Wellbappn“ in die Stadt.

Im Saal der Pfarrei Zur Göttlichen Vorsehung gab es keinen freien Platz mehr. Am Abend der Bundestagswahl kommen weit über hundert Besucher aus der Begeisterung über Wells bissig-böse Töne und über die spritzig-witzige Darbietung seiner neuen „Blosn“ kaum heraus. Dabei stehlen ihm seine Kinder beinahe die Show. Hans Well scheint in Begleitung seiner Sprösslinge um Jahrzehnte verjüngt und ist mit seiner Bühnenerfahrung dennoch unvergleichlich präsent.

Sarah_Konigsbrunn
Jedenfalls müssen sich Sarah, Tabea und Jonas nicht hinter dem bekannten Papa verstecken. Keck und charmant sind sie die passende Ergänzung zu Hans Well trockenen, manchmal derben, vor allem aber gescheiten Anspielungen zu Gesellschaft und Politik....
Tabea_Konigsbrunn

Daneben beherrschen alle drei eine Vielzahl an Instrumenten – neben Trompete, Tuba, Bass, Geige, Mandoline und Saxofon auch noch Ukulele und Sitztrommel Cajón und viele mehr. Unverblümt nehmen sie den Vater hops beim Versuch, die Drehleier zu meistern, oder spielen auf seine 60 Jahre an, die man ihm nicht anmerkt.

Gibt es umgekehrt bei ihnen mal einen kurzen Patzer oder Hänger, wird das unmerklich austariert, man fragt sich: War das vielleicht sogar einstudiert? Aber nein, alles ist hier so echt und frisch und ehrlich gradheraus, auch im miteinander musizieren. Das ist wohl auch das Geheimnis. Ja, man spürt es deutlich, hier stimmt es untereinander und viel Spaß neben Können ist dem Kabarettquartett in den zwei Stunden Auftritt anzumerken.

Bei der Jugend ist Achtung erkennbar, beim Papa zu recht Stolz auf seine Nachkommenschaft. „Mir macht’s unbandig Spaß, mit den Dreien“, erklärt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Kinder hätten ihm vorgeschlagen, ob er es nicht mal mit ihnen probieren wolle. Man wünscht sich, dass dies die nächsten 35 Jahren noch so gehen möge.

Die Chancen stehen nicht schlecht; Hans Wells 93-jährige Mutter tritt ja auch gelegentlich heute noch auf – und die Jungen meistern jetzt auch einfach so Schule und Studium nebenbei. Auch künftig erwartet die Zuhörer sicher kein „Wellness“, wenn die Wellbappn die Problematik von Kitas, die Bildungschancen mit dem G8, die neuen Studienabschlüsse Bachelor und Master und die Miseren der deutschen Wiedervereinigung und des überschuldeten Griechenland aufs Korn nehmen. Herrlich wirkt hier Jonas mit seiner Sirtaki-Einlage, wie zuvor schon mit einem Plattler.

Beeindruckend aber auch der herrliche Viergesang, etwa beim „Diridari-Psalm“, und die reinen Instrumentalstücke. Jonas erntete für seine „Übungen an der Trompete“ ebenso Bravorufe wie der „Tango Scharia“, bei der das Quartett auf rein musikalische Art protestiert.

Einmal mehr muss man den Damen des Kulturvereins KliK dankbar sein für einen herrlich unterhaltsamen Abend.

DIEDORF

„Well“ness auf der Bühne

Eine große „Bappn“ – hochdeutsch etwa „ein loses Mundwerk von höchster bayerischer Originalität“ – das hat Hans Well zweifelsohne. Daher ist es nur konsequent, wenn der Ex-Biermösl seine neue Musikkabarettgruppe „Wellbappn“ nennt, noch dazu, wenn es sich um den eigenen ebenso spitzzüngigen Nachwuchs handelt. Sarah, Tabea und Jonas fallen eben, wie es so schön heißt, nicht weit vom Stamm.

Von Daniela Ziegler 

Augsburger Allgemeine vom 17.09.2013

(Foto (Daniela Ziegler): Hans Well lies mit seinen Wellbappn einen satirischen Wind gegen die bayrischen Obrigkeiten wehen, von links Jonas, Tabea, Hans und Sarah Well.)

Im Saalbau Eisernes Kreuz (Millerwirt) in Diedorf hat die urige „Welly-Family“, die anders als der bekannte irische Clan keine heile Welt besingt, sondern lieber rasiermesserscharf die aktuellsten Abgründe der weiß-blauen Heimat kommentiert, nun für jede Menge „Well“ness auf der Bühne und im Publikum gesorgt. Darüber freute sich auch der SPD-Ortsverein Diedorf als Veranstalter.

Vom ersten Ton an ging es ans Eingemachte. Und was könnte sich als Einstieg in das neckische „Tratzen“ besser eignen, als vorweg die Begebenheiten von Diedorf aufs Korn zu nehmen, dem „Beverly Hills des Augsburger Landes“, wo der „König Otto nimmer lang regiert“, und dem Teil einer Region, „wo man Kindern die Ewigkeit so erklärt: Des is dann, wenn das Verkehrsproblem endlich g’löst werd“? Allerdings blieb auch die eigene Heimatgemeinde der Wells nicht verschont. Im rasanten Tempo griffen die bayerischen Bespaßungsprofis außerdem die Griechenland-Krise („alle Weinfassl mit griechischem Wein, kauft der Udo Jürgens ein“) genauso auf wie etwa den Fall von Gustl Mollath (ein fragwürdiges „Ruhmesblatt bayerischer Justizgeschichte“), die Verwandten- und die NSA-Affäre oder als Dauerbrenner das reformierte bayerische Schulsystem, „in dem der Kevin kein G8, sondern Hartz IV macht“. Die Kritik an den Obrigkeiten saß. Daneben gab es aber auch viel Unpolitisches zu hören, wenn etwa zwei fesche Madln wie Sarah und Tabea an beinahe jedem vorgeschlagenen Lebenspartner etwas auszusetzen hatten („Brautwahl.de“).

Musikalisch bewegte sich das Quartett, das ein schier endloses Sammelsurium an mitunter exotischen Instrumenten beherrscht, zwischen volkstümlichen Couplets und urigen Gstanzl, unter die sich ein Sirtaki mit passender Tanzeinlage von Jonas und ein eleganter Tango mischten. Die Well’sche Prägung war aber auch hier unverkennbar. Wunderschön klang es zudem, wenn alle vier ihre Instrumente beiseite legten, um allein durch mehrstimmigen Gesang beim „Susei gefällt mir-Jodler“ zu überzeugen. In solchen und anderen kleinen stillen Momenten zeigte sich, dass die vier Kabarettisten zwar sehr gerne „streitbare Revoluzzer“ sind, aber durchaus auch anders können….

Wie die Biermösl nach der Frischzellenkur

Hans Well kommt mit seinen Kindern und der „Wellbappn“ ins Zeughaus

Schwäbische Zeitung

LINDAU / dik 

Foto: Christian Flemming

6.05.2013

Frischer ist er als bei den letzten Auftritten mit seinen Brüdern, die als Biermösl Blosn auch in Lindau viel bejubelt wurden. Aber da kannte man die meisten Nummern schon, vieles war schon häufiger belacht. Und ein Witz ist eben nur selten auch beim zweiten Mal noch ein Schenkelklopfer. Insofern mögen Fans das Ende des Musikkabaretts betrauern. Sie können sich aber freuen, dass Hans Well mit seinen Kindern einfach weitermacht. Und das zwar irgendwie gleich und doch ganz anders. Das haben sie am Sonntag im Zeughaus gezeigt.

„Wellbappn“ nennen sich der jüngst 60 Jahre alt gewordene Hans Well und seine Kinder Sarah (20), Tabea (19 und Jonas (16). Die drei haben offenbar nicht nur die musikalische Ader aller Mitglieder der aus der Nähe von Fürstenfeldbruck stammenden Familie Well geerbt. Denn sie spielen Geige, Akkordeon, Tuba, Laute, Saxophon, Alphorn und noch viel mehr. Hinzu kommt die hinterfotzige Art, die den Vater zum genialen Texter der Biermösl gemacht hat. Jetzt muss Hans well aber ertragen, dass sich der Spott seiner Sprösslinge auf der Bühne manchmal auch direkt gegen ihn richtet.

Aber zuvorderst bekommen die üblichen Verdächtigen zu spüren, dass Wellbappn neuerdings auch beißen kann. Die CSU mit allen ihren Wichtigen und Wichtigtuern vom Ministerpräsidenten über Generalsekretär Dobrindt und den aufs Altenteil geschickten Schüttel-Schorsch bis hin zum hiesigen Eberhard Rotter. Auch die Kirche mit ihrem Gehabe und den Missbrauchsskandalen bekommt ihr Fett weg. Und all die anderen, von der Feuerwehr bis zu den Gebirgsschützen.

Das Schulsystem kennen Sarah, die das G9 absolviert hat und jetzt Indologie studiert, und Tabea, die unterm G8 Abitur gemacht hat und nach einigen Monaten Entwicklungshilfe in Ecuador jetzt auf einen Platz an einem Konservatorium hofft, um Geige zu studieren. Jonas steckt mittendrin. Weil er montags wieder zur Schule muss, haben es die Wells nach der Vorstellung eilig und bleiben nicht noch auf ein paar Gläser Wein mit Lindauer Freunden. Auch deshalb hauen sie drauf.

Auf der Bühne klappen die Abläufe noch nicht so reibungslos wie früher, es gibt manchen Texthänger, oder alle vier müssen so über sich lachen, dass sie ins Stocken kommen. Doch das Programm wird eher noch böser als früher, auf jeden Fall jünger. Da spielt es auch keine Rolle, dass der Kontrabass auf dem Weg nach Lindau offenbar kaputt gegangen ist, so dass Tabea irgendwie immer einen Fuß dranhalten muss, damit er nicht schnarrt. Das stört zwar den tollen Tango, sieht aber umwerfend aus, wie Tabea auf einem Bein balanciert und trotzdem die Geige spielt.

Königsdorf

„Bakterienhochburg vom Tölzer Land“

Königsdorf – Wie die Biermösl Blosn früher, so hat auch Hans Well mit seinen „Wellbappn“ im Glashaus der Jugendsiedlung Hochland die Herzen der Zuhörer erobert.

Ganz schön krass: Hans Well und seine „Wellbappn“ (Jonas li. und Tabea) hatten sich für ihren Auftritt in Königsdorf intensiv mit den lokalpolitischen Geschehnissen auseinandergesetzt und sprachen sie direkt und unverblümt an. Foto: Nina Daebel

von Nina Daebel

Isar-Loisachbote/Geretrieder Merkur vom 19.06.2013

 Am Samstag freuten sich rund 200 Gäste, dass sie mit derart hochkarätigen Künstlern das zehnjährige Bestehen des Vereins zur Förderung von Kindern und Jugendlichen in Königsdorf feiern konnten. Der Abend war gleichzeitig eine Benefizveranstaltung, dessen Erlös nach Abzug der Unkosten in die offene Jugendarbeit in Königsdorf fließen wird.

Hans Well kennt man natürlich als festen Bestandteil der einstigen Biermösl-Blosn. Die „Wellbappn“ sind so etwas ähnliches, nur jünger, aber genauso kritisch und bissig. Es sind Hans Wells Kinder Jonas (16), Tabea (19) und Sarah (20). Letztere konnte beim Auftritt in der Jugendsiedlung nicht dabei sein, weil sie mit pfeifferschem Drüsenfieber im Bett lag. Dass sie fehlte, war für das Publikum nicht spürbar.

Hans Well und die „Wellbappn“ hatten sich vorab intensiv mit den Geschehnissen vor Ort auseinander gesetzt. Königsdorf, so hatte das Trio herausgefunden, ist die „Bakterienhochburg vom Tölzer Land“. Und siehe da: Trotz des ernsten Hintergrunds konnten die Königsdorfer darüber lachen. Aber auch die Ereignisse auf der Golfanlage Bergkramerhof waren den Musikern nicht entgangen. „Das ist dort, wo die Preußen den Wolfratshausern ins Trinkwasser scheißen.“ Egal ob die CSU, die Katholische Kirche oder der tägliche Schulwahnsinn – das Trio schnappte verbal zu.

Die „Wellbappn“ werden mit ihrem Verstand und ihrer großen Musikalität noch viel erreichen. Es scheint fast kein Instrument zu geben, dem der Well-Nachwuchs nicht irgendwelche Töne entlocken könnte. Textsicher hauten sie ihre Liedzeilen raus, und als Papa Well mal kurz den Einsatz verpasste, nutzte Sohn Jonas die Gelegenheit und spottete frech: „Es tut uns leid, aber beim Papa merkt man halt manchmal das Alter.“ Stimmt natürlich nicht. Aber ein bisschen Rebellion gegen das Familienoberhaupt hat noch nie geschadet.

Wellissimo!

Münchner Merkur 16.04.13

Von Manfred Stanka

Ebenhausen – Der Schock sitzt noch tief. Die Auflösung der „Biermösl Blosn“ verlangt nach biografischer Verarbeitung. Stofferl und Michael Well haben das literarische Nachbeben mit „Biermösl Blosn“ eröffnet. Bruder Hans legt in Karl-Otto Saurs Künstlerkeller nach – mit einer Lesung aus „35 Jahre Biermösl Blosn“.

(Bild Links:Der genialisch-hinterfotzige Texter und seine Sprößlinge. Hans (Mitte) spielt mit Tochter Sarah und Sohn Jonas im Ebenhausener „Mariandl“.)

Gleich vornweg: Für kabarettistische Endzeitstimmung sieht Hans Well keinen Anlass. Denn mit seinen „Wellbappn“ im Gepäck steckt er mittendrin im erfolgreichen Neuanfang.

„Da ist der Wurm drin“ lästern Jonas, der Jüngste der Well-Sprösslinge und ein Multittalent, sei es auf der Trompete, Tuba oder Kontrabass. Sarah (20) besitzt den umwerfend frechen Lästercharme und und sie bringt die Saiten einer jeden Geige oder Bratsche zum vibrieren. Mittendrin, ganz Profi, mit spitzzüngiger Politikerhäme, die er mit dem Akkordeon untermalt: der Papa. Hin und wieder blinkt Stolz in seinen Augenwinkeln, den er auch gar nicht verbergen mag(…)

Letztlich war der Vordenker und genialisch-hinterfotzige Texter immer schon ein Meister des Wortes, mit einer nie pausierenden Inspiration gesegnet – und manchmal auch belastet. Wer die verklärte Suche nach einer verlorenen Zeit erwartet und sich auf einen Hymnus auf das Leben in einer Familie mit großem Kindersegen einstellt, mag enttäuscht sein.

Well ist das neunte von fünfzehn Kindern des Schulmeisters Hermann Well und seiner Frau Gertraud aus dem Dorf Günzlhofen bei Fürstenfeldbruck. Der Vater, dem der Verfasser ein bewegendes Kapitel widmet, war dort Dorfschullehrer, mit Hang zur Musik. „Also, wer Analphabet in der 40 Schüler starken Klasse war, hatte trotzdem, wenn er gut gesungen hat, beim Vater noch gute Chancen in Deutsch gehabt.“

Volksmusik prägte die familiäre Atmosphäre. Aber unter 15 Geschwistern gab es auch Auseinandersetzungen, Streitereien und eigentlich lebte man immer nur von einem Tag auf den anderen. Einem seiner Geschwister, einem Bettnäser, knallte der Hans eine Kugel in die linke Pobacke. Rauhe Sitten, kein sanftes Gesülze. „Bei uns herrschte materielle Not und wir schlugen uins so durch, wie wir konnten. Schon der Duft nach Fleisch habe genügt, um den Hunger halbwegs zu stillen (…)

Die Themen und die Verhältnisse änderten sich und die Gefahr einer Erstarrung schlich auf leisen Sohlen heran. Stofferl und Michael setzten auf Bewährtes, ihr Bruder auf neue Wege, ein frisches Repertoire. „Unser Markenzeichen, akut und aktuell zusein, war gefährdet“. Die Auseinandersetzung nahmen zu – Trennung.

Die Politiker jubelten, doch der Stachel im Fleisch der Obrigkeit wird weiter schmerzen. Stoff gibt es schließlich genug.

Indersdorf

Herrlich derbe Wellbappn

 Indersdorf – Es ist ein besonderer Gast. Einer, der den Ruf hat, jeden mit seinen Auftritten zum Lachen zu bringen. Zu ihrem Kabarettabend hat die Indersdorfer SDP den Ex-Biermösl Hans Well mit seinen Wellbappn eingeladen. Für ihn war der Abend eine Premiere, für die Indersdorfer „a irrsinnigs Schmankerl“.

von Christiane Breitenberger

Münchner Merkur vom 21.01.2013

Wenn Leute Sachen zum ersten Mal ausprobieren, weiß man nie, was man kriegt. Wenn Hans Well, Ex-Biermösl, Sachen zum ersten Mal ausprobiert, begeistert er damit 200 Zuschauer. Und am Ende des Abends hat einer ein Alphorn auf der Schulter.

Ganz in Sozi-Manier steht Hubert Böck, Ortsvorsitzender der Indersdorfer SPD, in roter Krawatte in Ried auf der Bühne. Er freut sich auf das, was gleich kommt: Ein Abend, bei dem einer den Saal unterhält, der weder ein Blatt vor, noch politisch Korrektes in den Mund nimmt. Hans Well schafft mit seinen Wellbappn (also seinen beiden Kindern Sarah und Jonas) etwas, das bei Indersdorfern eher selten ist. Sie lachen über sich selbst. Und zwar gscheit.

Das Trio auf der Bühne ist sonst eigentlich ein Quartett – aber Schwesterchen Tabea fehlt heute zum ersten Mal. Sie spielt ihre Geige gerade nicht in Bayern, sondern lernt sie Slum-Kindern in Ecuador. „Ihr seid heut einfach unsere Versuchskaninchen“, erklärt Hans Well. „Wir probieren einfach ein paar Sachen aus und hoffen, dass sie auch zu dritt klappen“, meinte er.

Und wie’s klappt. Bei ihrem Musikkabarett springen die Wells zwischen politisch brisanten Themen und außergewöhnlichen Instrumenten fast im Minutentakt hin und her. Auf der Bühne sieht es aus wie in einem Musikladen nach einer neuen Lieferung. Von einem Kontrabass, der Papa Hans tierisch aufregt, weil er nirgends gscheit Platz hat, wechseln die Ausnahmetalente zwischen Ukulele, Posaune, Praxisgebühr, Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen, Akkordeon, Eurokrise, Schulreformen, Saxophon und stinkenden Biogasanlagen.

Das Publikum hat nicht wirklich Zeit, sich zwischen den Lachanfällen zu erholen. Versuchsabend hin, Versuchsabend her, die Indersdorfer sind begeistert. Vergangenes Jahr hatten die Sozis zu ihrem Kabarettabend einen da, der den Ude immitiert hat. Das Publikum hat Uli Bauer geliebt. Aber der Mann mit der roten Krawatte hat sich heute schon umgehört im Saal – den Hans Well und seine Wellbappn lieben die Zuschauer noch mehr. So sehr, dass Hubert Böck überlegt, ihn gleich nächstes Jahr wieder zu engagieren.

Falls die Musikerfamilie wieder improvisieren muss, wär’s auf jeden Fall vielversprechend. Das Publikum ist so begeistert von den Wells, dass es sie gleich zweimal und am liebsten dreimal zur Zugabe auf die Bühne klatschten.

Wer bis zu dem Zeitpunkt gedacht hat, die drei hätten heute schon jedes erdenkliche Instrument in der Hand gehabt, irrt. Aber gewaltig. Denn auf einmal ziehen Vater und Sohn zwei meterlange Alphörner hervor. Die sind so lang, dass sie Herren im Publikum schultern müssen. Und deshalb hat der Mann mit der roten Krawatte grade ein Alphorn auf der Schulter und grinst. Grinst, weil er genau weiß: So was sehen die Indersdorfer nicht jeden Tag.

Hans_Gluck

Gewohnte Klänge mit neuen Zwischentöne

Tittmoning (gpr). Zwei Stunden dichtes Programm zwischen Volksmusik und Kabarett, Grant, Groove und guter Laune präsentierte Hans Well gemeinsam mit seinen Kindern Sarah (20), Tabea (19) und Jonas (16) am Sonntagabend zum Abschluss des Hoffests beim Grassacher Bio-Bauern Hans Glück. Trotz unfreundlicher Temperaturen in der offenen Scheune bereitete das dicht gedrängte örtliche Publikum dem ältesten der „Biermösl“-Brüder und seiner neuen „Blosn“, die sich „Wellbappn“ nennt, einen warmen Empfang. Ein gelungener Ausklang der Festtage um „3 mal 30 Jahre Bio-Rebellen“, auch wenn Hans Wells humoriger Vorschlag, doch Glühwein statt Bier auszuschenken, so manchem Besucher aus der Seele sprach.

Südostbayerische Rundschau 05.10.2012

Als der eine, Hans (Glück), den anderen (Well) vor etwa einem Jahr gebeten hatte, beim Hoffest zu spielen, war die kultverdächtige Biermösl Blosn gerade aufgelöst und noch keine neue Formation fixiert. Die Zusage gab Hans Well trotzdem, nicht zuletzt, weil man sich „schon ewig“ kennt. Dass er inzwischen zusammen mit seinen Kindern ein solches Programm auf die Bühne gebracht hat, ist bewundernswert. Charme, Humor und Improvisation wogen den gelegentlichen Mangel an Perfektion und Routine leicht auf.

Hans Well gab sich von Beginn an ganz, wie man ihn kennt: Nach langer Zeit wieder einmal zu Gast im „Stoamaßl-Brücken-Erwartungs-Land“, in dem er bei der Anreise allenthalben die asphaltierten Spuren des Verkehrsministers „Ramses des Großen“ entdeckt hatte, eröffnete er das Konzert gleich mit einer Strophe voller regionaler Anspielungen. Er hatte die Lacher auf seiner Seite, wenn er davon sprach, dass hierzulande anstelle des Storches bald der Edeka zum Wahrzeichen der Stadt würde, und bei der Zeile „so oan wia an Daxenberger Sepp bringan de Schwarzn einfach ned her“ brandete Szenenapplaus auf.

Doch auch die Anekdoten aus der Kommunalpolitik von Wells Heimatgemeinde ließen sich problemlos vergnüglich auf die Verhältnisse in Tittmoning übertragen, wie den Reaktionen des Publikums anzumerken war. Wie zu erwarten, mangelte es in den mal mehrstimmig, mal im Wechselgesang mit den Kindern vorgetragenen Texten wieder einmal nicht an Seitenhieben gegen die CSU, allen voran Generalsekretär Dobrindt, und ihre Bildungs- und Landwirtschaftspolitik sowie den katholischen Klerus. Doch auch die Weltpolitik wurde in den Liedern aufs Korn genommen. Ob Angst vor „Überfremdung“ und Islamismus, Organhandel, Finanzkrise oder Autoindustrie: zu jedem Thema gab es Kritik, zugespitzt zu Pointen, die saßen. Vielleicht auch Dank der „Verjüngung“ des Teams wurden außerdem Jugendthemen wie Komasaufen und Schullaufbahn kritisch-satirisch beleuchtet Die Well-Kinder mauserten sich dabei im Laufe des Konzerts von respektablen neuen Begleitern zu selbstbewussten Mitstreitern ihres Vaters und gar zu Solisten. Die beiden jungen Frauen beeindruckten vor allem durch ihren Gesang und auf der Geige, aber auch unter anderem an Schlagwerk, Saxophon, Mandoline und Akkordeon. Der Jüngste, Jonas, steuerte meist an Tuba und Bass die tiefen Töne bei, bis er zuletzt in einer Zugabe sein schon fast wörtlich atemberaubendes Können als Trompeter unter Beweis stellte: ein echtes Gustostückl. Ihm fielen auch die Tanzeinlagen vom Schuhplattler bis zum Sirtaki zu. Denn neben bayerischer Volksmusik, die das Quartett instrumental und vokal von Grund auf beherrscht, fanden immer wieder auch internationale Zwischentöne Eingang ins Programm. Passend zu den jeweiligen Nummern zauberten die Wells auch griechische Folklore, exotische Klänge, Jazz-Blue-Notes und HipHop-Beats auf die Bühne. So wurde etwa die zarte Stubenmusi im Albtraum von der Islamisierung musikalisch orientalisiert.

Mehr als einer konzertanten Darbietung glich der Abend oft einem gemeinsamen fröhlichen Feiern, denn immer wieder bezog Hans Well das Publikum mit ein, wenn er es etwa mit dem Singen des „Refrähs“ beauftragte. Und wenn der Vater wieder einmal ein Textblatt verlegt hatte oder sich in der Strophe irrte, war ihm das Verständnis der Zuschauer ebenso sicher wie der freundliche Spott seiner Sprösslinge. Alle drei bewiesen neben ihrem musikalischen Talent jede Menge Improvisationsvermögen und Spaß am Nonsens Dass Hans Well ihnen gerne und zuversichtlich Platz einräumt auf der Bühne, erklärt vielleicht auch, warum er immer noch weiter macht, auch wenn eine seiner Zeilen verzweifelt flucht: „Himmel Hergott Kruzifix, warum ändert sich denn nix?“ Die Hoffnung, nur nicht aufzugeben, das war schließlich auch die Botschaft des „Biobauern-Marsches“, einer „Blasmusik für Nicht-Bläser“, bei der die Melodie – angefeuert von Rufen wie „ned locker lassen“ und „wird scho“ – nur mühsam, schwerfällig, immer wieder abgebremst, zum Schluss aber eben doch in Fahrt kommt.

„Oane geht no“, tönte es vielstimmig von den Bierbänken, als nach der originellen Bibelparodie „Lesung aus dem Buche Bayern“ und einer der berühmt-berüchtigten Well-Litaneien in „bairischem Kirchenlatein“ das eigentliche Programm zu Ende ging: „Habemus Papam, Amen!“ Der Bitte nach Zugabe kam das Quartett gerne nach, doch einmal musste auch Schluss sein: „Der Jonas muass morgen wieda in`d Schui.“

Hans Well und sein Nachwuchs bei den Rosenheimer Kleinkunsttagen

Wie bei der Biermöslblosn

So einen Ansturm auf Karten der Kleinkunsttage Rosenheim wünscht sich ihr Initiator Sepp Hirle, öfter. Alle wollten sie Hans Well mit seinen Wellbappn erleben. Nach der Auflösung der Biermöslblosn und damit seiner Trennung von den Brüdern Christoph und Michael, griff Hans auf den eigenen Familiennachwuchs zurück

Die Kombination „alter Hase und junges Blut“ erwies sich als erfrischende Mischung. Die Funktion des scharfsinnig hinterfotzigen Texters und Inspirators, wie vormals seit 35 Jahren bei den Biermöslern, behielt er natürlich in der neuen Formation mit seinen „Wellbappn“. Die sind dem Vater musikalisch und körperlich schon ziemlich über den Kopf gewachsen und spielten auf der Bühne im Lokschuppen so gelungen auf, dass es die reine Freude war: Als talentierte Multiinstrumentalisten glänzte Jonas, der Jüngste der drei Wellbappn an Trompete, Tuba und Kontrabass. Tabea (19) und Sarah (20), die das Abitur schon geschafft haben, beeindruckten an Mandoline, Flöte, Geige, Bratsche, Drehleier, und Perkussionsinstrumenten. Der Papa begleitete sie am Akkordeon und der Gitarre und miteinander sangen sie seine wie eh und je spitzzüngigen Einlassungen. Es war erst ihr fünfter Auftritt und die paar kleinen Hänger verzieh man ihnen gerne.

Im Gstanzl gleich zu Beginn lästerten sie über Rosenheim ganz aktuell, sei es die Medienvielfalt, vertreten durch ein freigeistiges Blattl, die Schwärze der Dörfer rundum, die selbst bei Mondfinsternis noch Schatten werfen, Rosenheims größte Bordelldichte Bayerns und baulich bedenkliche Vorhaben. Aber auch ihr eigenes soziales Umfeld daheim in Hausen blieb, harmonisch vertont und vom charmanten Vierergsang frech verbalisiert nicht verschont . „Oane geht no“ war so ein Lied, wo sich das Publikum beim Mitsingen noch recht zögerlich anhörte. Beim rassigen argentinischen Tango von Kontrabass, Gitarre, Geige und Kastagnetten gab es gleich enthusiastischen Applaus und anschließend viel Gelächter beim musikalischen Dialog zwischen Vater und Sohn. Da ging es um die damalige Fahrt des Familienoberhaupts zum Kindergarten und so manch ein Zuhörer erinnerte sich an eigene Erlebnisse. Temperamentvoll servierten die Künstler eine Tarantella und beim Zwiefachen klatschten die Zuschauer begeistert mit.

Die Kombination „alter Hase und junges Blut“ erwies sich als erfrischende Mischung. Die Funktion des scharfsinnig hinterfotzigen Texters und Inspirators, wie vormals seit 35 Jahren bei den Biermöslern, behielt er natürlich in der neuen Formation mit seinen „Wellbappn“. Die sind dem Vater musikalisch und körperlich schon ziemlich über den Kopf gewachsen und spielten auf der Bühne im Lokschuppen so gelungen auf, dass es die reine Freude war: Als talentierte Multiinstrumentalisten glänzte Jonas, der Jüngste der drei Wellbappn an Trompete, Tuba und Kontrabass. Tabea (19) und Sarah (20), die das Abitur schon geschafft haben, beeindruckten an Mandoline, Flöte, Geige, Bratsche, Drehleier, und Perkussionsinstrumenten. Der Papa begleitete sie am Akkordeon und der Gitarre und miteinander sangen sie seine wie eh und je spitzzüngigen Einlassungen. Es war erst ihr fünfter Auftritt und die paar kleinen Hänger verzieh man ihnen gerne.

Nach der Pause frotzelte Hans Well mit seinen charmanten Sprösslingen über den Tag der deutschen Einheit und ließ sich deftig übers Komasaufen und Organspende aus. Sanft und fein aber klangen die Vier beim „Susei-Jodler“ und später als der Vater sich an der Tuba versuchte, meinte Tabea großmütig: „werd scho“. Einen Sirtaki in Lederhosn demonstrierte Jonas zum Thema Griechenlandrettung und stürmischer Beifall belohnte ihn für seine virtuosen „Übungen an der Trompete“ Dann aber zerpflückte Hans Well die Politiker bei seiner Lesung aus dem „Buche Bayern“ . Markus, der Schleimer, Horst der Wendige, Angela, die Hinterpommerische, sie und noch andere bekamen ihr Fett weg. Der lateinisch-bayerische „Diridari-Psalm“ legte dann noch einiges drauf in bester Tradition des Derbleckens. Der große Spaß, den die Wells bei ihrem erfrischenden Auftritt hatten, übertrug sich nahtlos auf ein hoch animiertes Publikum, das sich noch eine Zugabe erklatschte. Dann aber mussten Familie Well heim. Der Jonas hatte am nächsten Morgen Chinesisch-Schulaufgabe!

Wellbappn können überzeugen

Mit einem interessanten Konzept und seinen drei Kindern beweist Hans Well in Kastl, dass es für ihn eine Zukunft nach der Biermösl Blosn gibt

VON LOTHAR RÖHRL

Mittelbayerische Zeitung vom 06.10.2012 

Kastl. Die „Biermösl Blosn“ ist Vergangenheit, mit den „Wellbappn“ haben die drei Brüder Hans, Michael und Stopherl Well legitime Nachfolger. Noch dazu, weil Hans Well in dieser aus seinen drei Kindern Jonas (16), Tabea (19) und Sarah (20) plus ihm selbst bestehenden Formation beweist, dass man auch jüngeres Kabarettpublikum ansprechen könnte. Denn einiges an Themen wie der Druck im bayerischen Bildungssystem oder das von Alkoholmissbrauch gekennzeichnete Freizeitverhalten vieler Jugendliche entstammt der Sichtweise der drei Kinder.

Erst zum dritten Mal sind die „Wellbappn“ nun aufgetreten: Und zwar in Kastl dort, wo am Wochenende Kirchweih in einem Festzelt gefeiert wird. Das weit über Kastl hinaus bekannte „Boder“-Ehepaar Lisa und Albert Fromm hat für den Verein „Kulturkastl e.V.“ dieses spannende Kennenlernen der neuen Formation von Hans Well organisiert. Dieser verzichtet nicht auf die altbekannten Ziele der Biermösl Blosn: CSU, katholische Kirche, Argwohn vor allem Fremden. Was sich dort an aktuellen Auswüchsen aus Sicht des Hans Well tut ist genauso Inhalt wie die Euro-Krise oder die Verehrung der vermeintlichen Segnungen der Automobilindustrie. Bissig sind die Texte nach wie vor.

Und musikalisch haben alle aus der großen, aus dem Raum Fürstenfeldbruck stammenden Well-Familie eh nur die besten Gene mit in die Wiege gelegt bekommen. Das zeigte sich an den solistischen Leistungen der drei Kinder von Hans Well auf eindrucksvolle Weise.

Mitten ins Herz

Premiere Der erste Auftritt der Wellbappn

von Eric Zwang-Eriksson

Augburger Allgemeine 20.08.2012

An mancher Stelle hakte die Premiere, anderswo war Schüchternheit zu spüren; genau das aber traf ins Herz des Publikums. Das Hempels war beim ersten Auftritt von Hans Well und seinen Wellbappn ausverkauft. Im dampfend heißen Kellergewölbe bestanden Hans Well und seine drei Sprösslinge die Feuerprobe und bestachen durch Können und charmantes Auftreten.

Wenn Hermann Hesse schreibt: „Jadem Ende wohnt ein Anfang inne“, trifft das im Fall von Hans Well genau zu. Als Texter und Ideengeber der drei Gebrüder Well, die 35 Jahre unter den Namen Biermöslblosn ihr Unwesen trieben und sich jüngst auflösten, wollte er nicht ans Aufhören denken. So nahm er seine drei musikalisch talentierten Sprösslinge bei der Hand, suchte Rat und Unterstützung beim Augsburger Komponisten und Arrangeur Peter Gampl und präsentierte nun die Früchte seiner Arbeit als „absolute Premiere“ (so Hans Well) im Hempels.

Wer glaubte, mit den drei jungen Künstlern Sarah (20), Tabea (19) und Jonas Well (16) gehe es sanfter zu, der täuschte sich gewaltig. Spitzzüngig huldigten die Wellbappn dem Volksspott, der den Biermöslblosn schon zu Ruhm und Ehre verholfen hatte. Ob Sparmaßnahmen oder Schulsystem, politische oder soziale Bereiche- nichts war dem Quartett heilig.

Das Instrumentarium der heranwachsenden Multiinstrumentalisten indes drohte die schmale Bühne des Hempels zu sprengen. Trompete und Tuba, Gitarre und Mandoline, Dudelsack, Flöte und Saxophone, Geige, Bratsche, Kontrabass und diverse Perkussioninstrumente kamen zum Einsatz, um den modern aufbereiteten Gstanzln, den aberwitzigen Blasmusiken und den reduzierten Hip-Hop-Beats viele Facetten zu geben.

Eines hatten die Wellbappn den Biermösln voraus: Sie bliesen frischen Wind ins alte Segel. Manchmal war dieser Wind unstet, aber die leichten Unsicherheiten wurden durch umso größere Authentizität wettgemacht. Der Spaß, den Hans Well und die Wellbappn auf der Bühne hatten, übertrug sich so ungemindert auf das begeisterte Publikum.

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Aus dem Stegreif genial

13.02.12 Stein/Traun (mix). Die 11. Steiner Literatur- und Medienwoche fand am Freitagabend ihren krönenden Abschluss beim Auftritt von zwei Größen der bayerischen Kabarettszene. Hans Well und Dieter Hildebrandt setzten sich in ihren Texten und Liedern mit brandheißen Themen genauso auseinander wie mit älteren, die aber an Aktualität nichts verloren haben. Unterstützt wurde Hans Well auf der Bühne von seinen beiden Kindern Jonas und Tabea.

Hans Well und Dieter Hildebrandt kennen sich schon seit langem. Hildebrandt trat bereits vor 33 Jahren mit der Biermösl Blosn auf. Gemeinsam waren sie unter anderem in Wackersdorf bei diversen Protestveranstaltungen. „Wir haben da die Leute ein bisserl aufgehetzt“, erinnert sich Hans Well mit einem Grinsen im Gesicht. Später trennten sich die Wege, doch der Kontakt blieb immer erhalten.

Nach dem Ende der Biermösl Blosn streckt Hans Well derzeit seine Fühler in verschiedene Richtungen aus und probiert Konstellationen mit anderen Musikern oder Künstlern aus. Im Rahmen der Steiner Literatur- und Medienwoche gestalteten die beiden Kabarettisten einen überaus amüsanten und begeisternden Abend, ohne zuvor lang ein Programm einstudiert oder gemeinsam geprobt zu haben.

Sie gaben in lockerer Folge ihre Spitzfindigkeiten und Beobachtungen der gesellschaftlichen Veränderungen im Land zum Besten. Hans Well, der schon mehrmals Gast in Stein war und von dem angenehmen Ambiente bei der Literaturwoche schwärmt, konnte auch Hildebrandt dafür begeistern, der selber sagt: „Ich kannte Stein bisher nicht, habe nur immer um den Ort herum in anderen Städten gespielt.“ Dass so eine Literaturwoche für Schulen von großer Bedeutung sind, darin sind sich die beiden einig, und kamen deshalb gerne nach Stein.

Die Kinder von Hans Well Jonas (15 Jahre) und Tabea (18 Jahre) spielten zusammen mit ihrem Vater und sangen die von ihm verfassten Texte. Die beiden sind wie alle Mitglieder der Well-Familie sehr musikalisch und beherrschen mehrere Instrumente. Auch über Bühnenerfahrung verfügen die beiden schon seit mehreren Jahren, sind bereits öfter mit kritischen Liedern vor meist jungem Publikum aufgetreten.

In ihrem abwechslungsreichen Programm ließen Well und Hildebrandt kein heißes Eisen aus, sie sangen und erzählten vombevorstehenden Weltuntergang, von den Affären um Bundespräsident Wulff, der Krise in Griechenland, vom Skandal bei Müller-Brot, von unfähigen Journalisten, einer fehlgeschlagenen Reform des bayerischen Gymnasiums, dem Verfall der deutschen Sprache, dem immer schwächer werdenden Fernsehprogramm und vielem mehr. Dieter Hildebrandt kokettiert gerne mit seinem Alter. Er wird immerhin im Mai 85, redet aber nach wie vor wie ein Wasserfall und lässt einen Knaller nach dem anderen los. Köstlich amüsieren kann er sich über Pläne von „Renten-Uschi von der Leyen“, die sich von den Senioren mehr Optimismus wünscht. Hildebrandt: „Optimismus ist es, wenn einer mit 95 noch zur Vorsorgeuntersuchung geht. Und das nur, weil er diese Politik in unserem Land überleben will.“

Mit einem Rentner-Rap, bei dem er einen ansonsten überhaupt nicht benötigten Gehstock schwingt, schließt er seine bildhafte Erzählung von der Seniorenresidenz „Goldene Pforte“ ab, einem nach seinen Worten „Endlager de Luxe“. Nachdem er verschiedenste Politiker des Landes aufs Korn genommen hat, stellt der Kabarettist fest: „Wenn die Griechen gar nicht mehr weiter wissen, können wir ihnen gerne unsere Regierung leihen. Wir kommen auch ohne die aus.“ Wenn bei angedrohten Massenentlassungen bei großen deutschen Firmen dennoch immer betont wird: „Der Mensch ist Mittelpunkt“, hat Hildebrandt herausgefunden, dass dieser Satz nur falsch betont wird, es muss heißen: „Der Mensch ist Mittel. Punkt.“

Bekannt zynisch ist auch Hans Well in seinen topaktuellen Texten. Im Lied mit dem Refrain „Bist aa do?“ treffen sich beispielsweise die Ratten, Mäuse und Kakerlaken in einer Backstube, einem wahren „Paradies für alle Nager“. Die Affäre um Bundespräsident Wulff wird seiner Meinung nach wohl noch eine Weile weiter gehen, denn: „der nimmt nur den Hut, wenn jemand seinen Rücktritt sponsert.“

Um eine ganz normale Bürgerversammlung in einem typischen bayerischen Dorf, in dem auch Zuagroaste wohnen dürfen, um einen Alptraum, in dem die Türken eine Invasion in Bayern anzetteln, und um die leidvollen Erfahrungen eines Vaters,der seinen Führerschein abgeben musste und daher die Kinder nicht mehr zum Kindergarten fahren kann, geht es in seinen Texten. Nach guter alter Biermösl-Tradition kann er es auch nicht lassen, Lieder über die CSU und ihren Verfall zum Besten zu geben, und der kleine Hinweis „Warsteiner ist gar kein richtiges Bier“ fehlt auch im Programm von Hans Well nicht.

Die Zuschauer in der ausverkauften Aula der Schule Schloss Stein waren restlos begeistert vom Auftritt am letzten Abend der diesjährigen Literaturwoche. „Das ist eine sehr interessante und gelungene Mischung, die diese beiden da auf die Bühne bringen“, freute sich eine Zuhörerin und fügte noch an: „Der Hildebrandt hat nichts von seinem Biss verloren.“ „Die Literaturwoche ist eine echte Bereicherung für Stein“, war der Kommentar einer weiteren Besucherin.

In bester Biermösl-Tradition: Well und Hildebrandt Stein an der Traun – Wieder vereinigt: Dieter Hildebrandt und Hans Well präsentieren sich an der Schule Schloss Stein in Stein an der Traun. Hier die Kritik:

12.02.12 Quelle: Münchner Merkur

400 Karten, seit drei Wochen ausverkauft. Die Turnhalle der Schule Schloss Stein in Stein an der Traun war überfüllt. Hans Well, früher Mitglied der frisch getrennten Biermösl Blosn, und Dieter Hildebrandt standen nach Jahren wieder zusammen auf der Bühne.

Hildebrandt brachte sein Programm „Ich kann doch auch nichts dafür“, Well brachte dafür seinen 15-jährigen Sohn Jonas und seine 18-jährige Tochter Tabea mit. Man entschuldigte sich vorab für etwaige Texthänger – das G8 lasse kaum Zeit zu proben – und startete in gewohnter Biermösl-Tradition. Jonas mit Lederhose und Kontrabass, Tabea mit zerrissener Jeans und Geige, unterstützt von zwei ergrauten Herren.

Die Well-Kinder, die, wie sie selbst sagen, mit Musik und Politik groß geworden sind, wetterten so überzeugend gegen Dobrindt und Müller-Brot wie der Vater. Der 84-jährige Hildebrandt verlangte höchste Konzentration von seinen Zuhörern. Seit einem Jahr bringt erdieses ausgefeilte Programm, das er immer wieder aktualisiert. So war derzeit an Wulff nicht vorbeizukommen, der – so Hildebrandt – nicht zurücktreten könne, weil die Kanzlerin so dicht hinter ihm stehe. Der Doyen des deutschen Kabaretts nahm alle Aufreger ins Visier: Griechenland, Terrorzelle, Altenheime. Nur wenige Worte reichten, um Absurdes zu offenbaren.

Über seine Intention sagte Hildebrandt vor dem Auftritt hinter der Bühne, es sei immer schwieriger herauszufinden, was wirklich los sei. Informationen würden selektiv verteilt, die Sprache würde alles sagen und nichts erhellen. Dagegen könne man nichts tun, aber man könne es bemerken – und misstrauisch bleiben.

Einmal, wie er zugab, habe er sich geirrt: Seine Kritik an Ludwig Erhard würde er gerne zurücknehmen. Dieser habe die Folgen des ungebremsten Wachstums frühzeitig erkannt. Erhard, Schewardnadse, Steffen Seibert – Hildebrand und Well springen durch Räume, Themen und Zeiten.

Weitere gemeinsame Auftritte sind geplant, nur selten aber mit den Kindern Wells, die schulisch eingebunden sind. Als Zugabe an diesem Abend in Stein spielten Hildebrandt und die Wells gemeinsam ein Musikstück. Hildebrandt, der, wie er sagt, jeden bewundert, der ein Instrument beherrscht, übernahm die Triangel. Immerhin fast fast taktsicher.

Nadja Wolf

Urbayerisch und widerborstig

(SZ vom 02.12.2011)

Am Ende des Abends waren alle zufrieden: das Publikum, weil es sich gut zwei Stunden lang bestens unterhalten fühlte, die Künstler, weil sie trotz einiger kleiner, allerdings durchaus charmanter Holprigkeiten ihr Programm prächtig über die Bühne gebracht hatten, und schließlich auch der Veranstalter, in diesem Fall die Süddeutsche Zeitung, weil der große Stadtsaal im Veranstaltungsforum bis fast auf den letzten Platz gefüllt war und somit ordentlich Geld in die Kasse des SZ-Adventskalenders kam. Das Hilfswerk der Süddeutschen Zeitung unterstützt schon seit mehr als sechs Jahrzehnten Bedürftige – auch im Landkreis Fürstenfeldbruck. Alleine in den vergangenen zehn Jahren, sagte SZ-Redaktionsleiter Gerhard Eisenkolb am Mittwoch zum Beginn der Benefizveranstaltung in Fürstenfeld, seien mehr als eine Million Euro an Spendengeldern in den Landkreis geflossen. Der Bedarf ist unbestritten nach wie vor groß, die Hilfsbereitschaft der SZ-Leser aber auch.
Ganz ohne Zweifel: Für einen gelungen Auftakt der diesjährigen Adventskalender- Aktion haben am Mittwochabend der Münchner Schauspieler Michael Lerchenberg und die Musikerfamilie Well aus dem Türkenfelder Ortsteil Zankenhausen gesorgt. Daran vermochte auch die Tatsache nichts ändern, dass Jonas Well erst vor kurzem eine Zahnspange verpasst bekommen hat („super zum Trompetespielen“) und dann unglücklicherweise auch noch in den Stimmbruch gefallen ist. Hans Well, bis vor kurzem noch Führungskraft der jetzt schon legendären Biermösl Blosn, spielte mit seinen Kindern Tabea und Jonas dennoch so unbekümmert und rotzfrech drauflos, dass ihnen das Publikum auch die kleinen Fehler und Textunsicherheiten jederzeit verzieh. Well hatte auch eine durchaus plausible Erklärung dafür, dass nicht alles wie am Schnürchen klappte: „Das G 8 ist schuld“, sagte er, „die Kinder haben kaum noch Zeit zum Üben.“
Wer meinte, dass der politische Teil des Abends damit auch schon wieder beendet war, sah sich allerdings ganz schnell auf dem Holzweg – oder kennt die Wells nicht. Die stellen sich nicht einfach auf die Bühne, schalten den Weichspülgang ein und spielen Adventslieder, dass einem ganz warm ums Herz wird. Ja, man ist sogar geneigt zu sagen, dass der Name „Wellsittiche“, den sich die Well-Kinder für den Benefiz-Abend der SZ zugelegt haben, arg in die Irre geführt hat, weil er gar so brav und harmlos daherkommt. Denn wenn sie in ihren Liedern schon ein kirchliches Thema aufgreifen, dann kommen in dem Text garantiert der Regensburger Bischof Müller und der Augsburger Ex-Bischof Mixa vor, von denen sich nicht viel Gutes sagen lässt, außer, dass sie höchstwahrscheinlich ziemlich fromm sind. Die Feststellungen, dass „Islamisten nix so sehr fürchten wie einen Andechser Doppelbock“ und die NPD vor allem dann „ein Riesenproblem hat, wenn der Verfassungsschutz verboten wird“ seien einfach mal so in den Raum gestellt. Und wer den wahren Schuldigen für das Scheitern von Münchens Olympia-Bewerbung sucht, voilà: Die Wells stellen ihr Lied vor, mit dem sie der Landeshauptstadt ihren Auftritt in Durban verdorben haben – eine Schuhplattl-Einlage von Jonas inklusive.
Das alles geht natürlich sehr gut zusammen mit den Texten von Oskar Maria Graf, der auch so ein Unbequemer war und den die Obrigkeit kreuzweise konnte. Der Schauspieler Michael Lerchenberg liest die Geschichten, die vor Kraft nur so strotzen, mit sparsamen Gesten und großer Sensibilität, ohne sich selbst über Gebühr zu inszenieren. Es sind Texte, die von Grafs Kindheitserinnerungen in Berg am Starnberger See handeln, von Ludwig II., dem Kini, der dort als Leiche aus dem Wasser gezogen wurde, wenn er nicht vielleicht doch auf die andere Seeseite geschwommen ist. Und vom Wesen des bayerischen Humors an sich sowie von der Zeit im New Yorker Exil, wohin Graf vor den Nazis flüchten musste und wo er nie richtig heimisch geworden ist. Oskar Maria Graf ist auch in Amerika durch und durch ein Bayer geblieben und die Wells müssen ihn aus seinen Büchern offenbar ziemlich gut kennen.

Hans Well & Co -die Welt in der wir leben

Die Wellbappn kommentieren frech und musikalisch die Welt

www.kultkomplott.de vom 09. April 2016

Von Jörg Konrad

Olching. Ist er Kabarettist oder ist er Komiker? Vielleicht auch „nur“ Musiker oder Dichter, oder doch Systemkritiker? Hans Well, der 9. Sproß der Well-Dynastie aus der Gemarkung Willprechtszell im Landkreis Aichach-Friedberg ist vor allem eines: Hans Well. Ein authentischer Zeitgenosse, geradeheraus im Denken, genial im Spielen und ausgestattet mit jeder Menge Humor. Und die Wellbappn, in Hochdeutsch so viel wie „vorlautes Mundwerk“, sind seine Plattform, die ihrem Namen alle Ehre machen. Wie gestern im Olchinger KOM. Wenn auch in abgespeckter Besetzung mit Tabea Well, Sebastian Gröller (statt Jonas Well) und Hans, ihm selbst. Bei ihnen gibt es kein unverbindliches „Hallo Olching“. Gleich im ersten ihrer gstanzelartigen Spottgesänge kommt ihre eingehende Beschäftigung mit der Politik vor Ort zum Ausdruck. Und sofort ist auch das Eis gebrochen – man fühlt sich als Publikum ernst genommen, weil ganz persönlich angesprochen

Aber im Laufe des Abends geht es weiter. Von der Lokal- zur Landespolitik und weiter hinauf zur Bundes- und zur Weltpolitik und noch höher, bis hin zur Scheinheiligkeit der Kleriker. Die Wellpappn beschreiben (und kommentieren) die Welt, in der wir leben – auf ihre Art versteht sich. Da wird Johann Sebastian Bachs „Toccata“ einer Geschichte über  brennenden Flüchtlingsunterkünften in der Provinz unterlegt und in einer modernen Fassung von Johann Wolfgang von Goethes „Erlkönig“ wird die Zeitnot anhand einer rasanten Autofahrt in den Kindergarten des Jüngsten deutlich. Kultur im hier und jetzt, frech wie provokant.

Da werden Politiker auf bayrisch folkloristische Art derbleckt. Manchmal derb, aber nie unter der Gürtellinie, sondern immer aus der betonierten und begradigten und damit verschandelten Natur heraus. Aus der Sicht der Sehenden und Betroffenen. Ganz anders, als diese formschnittigen Entertainer in den werbungsgesättigten Medien, die sich als Außenseiter und Lästermäuler gerieren und doch zum System gehören, um am Ende nur larmoyant und piefig einzuknicken und beleidigt um Gnade zu flehen.

Musikalisch waren die drei ebenso unnachamlich wie virtuos. Tabea an Fiedel, Akkordeon, Schlagwerk und singend, wie auch Bastian mit Tuba, Trompete(!), Bass und Stimme. Kein Instrument scheint den Wells zu schwierig, und dem Hans schon gleich gar nicht.

Und was mit das Angenehmste an diesem Abend kultureller Superlative war, ist dieses generationsübergreifende Denken. Hier wird der Staffelstab des kritischen wie mündigen Bürgers ebenso weitergegeben, wie das gelebte Musikantentum. Das macht Hoffnung.

Was faul in Bayern ist –und in Aichach

Bei ihrem Auftritt in Blumenthal verteilen HansWell und dieWellbappn auch kräftige
Watsch’n an die lokale Politik

Von Theo Harzer

Aichacher Zeitung vom 18.04.2016

So war das auch am Freitagabend im Freiraum in Blumenthal, wo Hans Well zusammen mit den Wellbappn zu erleben war-allerdings ohne seinen Sohn Jonas, der zur Zeit aufWeltreise ist. Er wurde von „Sebastian“ ersetzt, einem Trompetenstudenten, der aus dem bayerischenWald kommt, aber ansonsten „ganz normal ist.“ „Das ist auf jeden Fall das Highlight des Veranstaltungsfrühjahrsblocks“, meint der Blumenthaler Organisator Stefan Linck zu dem Programm „Schneller“. Hans Well balanciert zwischen scharfer Kritik an Gesellschaft und Politik und alltäglichen Banalitäten, wie der Fahrt zum Kindergarten des Sohnes. Besonders die CSU-Verantwortlichen aus Bayern und deren Wähler bekommen ihr Fett ab. Das beginnt schon im ersten Song: Well hat eine Strophe auf Aichach gedichtet, die Stadt, „wo die Bundestagsabgeordnete Eberl in Pöttmes entgleist, und a Aichacher Journalistin aus’m Saal schmeißt“ oder „wo sich de Windradgegner bitter beklogn, dass d’Windradl Schnakn und Brems daschlogn.“ Dem gebürtigen Willprechtszeller schmeckt weder der langwierige Ausbau der B 300 noch das unansehnliche Gewerbegebiet bei Dasing oder die eigennützigen Entscheidungen des Bauunternehmers und Stadtrats Jung. Bei Well und seinen Wellbappn bleibt niemand ungeschoren.

Nicht die CSUler im eigenen Dorf, die sich gegen Asylbewerberheime und Ökostrom wehren und auf Widerspruch mit Sprüchen wie „Erst 35 Jahre hier wohnen und scho s’Maul aufreißen!“ reagieren. Nicht Ministerpräsident Seehofer mit seinen verqueren Vorstellungen zu Asyl, Maut und „bayerischem Reich“. Und auch nicht Bundespolitiker wie Schröder, Profalla oder Niebel, die ihre Positionen nutzen, um in der Wirtschaft Managerjobs zu ergattern. Genauso wie über politische Missstände kann sich Well aber auch über das Verhalten seiner Mitmenschen mokieren. Da sind die Mütter, die sich während der Fußballspiele ihrer Söhne in die Haare kriegen und dabei besser Rugby spielen als ihre Söhne Fußball. Oder der Vater, der aus Angst, sein Kind zu spät im Kindergarten abzuliefern, viel zu schnell Auto fährt: „Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? – Oh, Vater, siehst du das Zone-30-Schild nicht?“ Auch dem deutschen Wetter war ein Lied gewidmet: Die Familie entscheidet Pfingsten „dahoam“ zu verbringen, und erlebt dabei eine Sintflut, denn der deutsche Sommer ist so regnerisch wie der Winter in England. Ob das vielleicht mit dem Klimawandel zusammenhängt? Auch hierzu gab die Wellfamilie einen Titel zum Besten, eine Dystopie, in der Hamburgs schaurige Zukunft in der Nordsee liegt und die Flüchtlinge nicht aus Syrien kommen, sondern aus den Niederlanden, von nebenan. Apocalypse now also überall. Die zentralen Themen unserer Zeit unterlegen die Wellbappn mit bayerischer Volksmusik. An diesem Abend kamen sicher zehn Instrumente zum Einsatz, zum Beispiel Trompete, Tuba, Kontrabass, Akkordeon, Geige oder Gitarre. So wie man das von den Biermösl Blosn eben gewohnt ist. Hans Well und die Wellbappn bereiteten dem von MdB Eberl, von „Metasdasing“ und B 300-Ausbau gebeutelten Aichacher Publikum jedenfalls einen vergnüglichen Abend – Sprach- und Musikkunst auf höchstem Niveau. Erfreulich war, dass sich Hans Well und seine Combo nicht ins Biermösl-Blosn-Museum stellen, sondern neue Töne finden, ohne an ihrer bajuwarischen Fundamentalkritik Abstriche zu machen. Im Land der Bai-wa ist vielleicht anderes faul als vor 30 Jahren – aber sicher nicht weniger.

Aichach_Blumenthal

„Was Erdogan ko, des ko i a“ MUSIKKABARETT IN BLUMENTHAL

Bei Hans Well und seinen Wellbappn bekommen im ausverkauften Freiraum in Blumenthal viele ihr Fett weg: vom Windkraftgegner bis hin zur Bundestagsabgeordneten Die drei Wells und Sebastian Gröller liefern einen gelungenen Abend im Blumemthaler Freiraum.

Von Anna Schmid

Foto Anna Schmid

Aichacher Nachrichten vom 18.04.2016

Eine Aufführung mit viel Schärfe und Biss serviert der bayerische Kabarettist Hans Well am Freitagabend in Blumenthal. In Begleitung seiner „Wellbappn“, der Töchter Tabea und Sarah, und Sebastian Gröller, der für Sohn Jonas einspringt, lockt er die Menschenmengen in den ersten Stock des alten Brauereigebäudes. Dort, im „Freiraum“, auf breiten, mit trockenen Farbspritzern besprenkelten Holzdielen, reihen sich die dicht gedrängten Stühle aneinander. Zweihundert Besucher füllen den niedrigen, warmen Raum. Der Abend ist ausverkauft. Die Schweglers aus Aindling sind zum ersten Mal auf einer Veranstaltung dieser Art, sie haben die Karten von ihren Kindern geschenkt bekommen. „Wir erwarten uns einen lustigen Abend“, freuen sie sich. Der wird ihnen sogleich geliefert.

Mit einem schwungvollen Einstieg über die Schön- und Eigenheiten des Landkreises bringen die Wellbappn ausgelassene Stimmung ins Publikum. Da wird über Biogasanlagen gefachsimpelt, eben eine andere Art der Geothermie mit „ozopfter“ Gülle, über Hausfrauen, die mit Geländewagen zum Netto brausen, den Spagat zwischen Tradition und Moderne, also Bürgersteig kehren und Häuser im Toskanastil, und über Windparkgegner. Deren ausschlaggebendes Argument gegen die Lautstärke der Windräder: „Wenn do mal gscheit da Wind geht, dann hör ma unsere Autobahn gar nimmer!“ Weiter wird gegen die Friedberger gestachelt sowie äußerst scharfzüngig und treffend gegen Bundestagsabgeordnete Iris Eberl aus Aichach wegen ihres Versuchs, eine Journalistin aus einer Verhandlung auszuschließen – laut Well mit dem Motto: „Was Erdogan ko, des ko i a!“

Bei Hans Well fliegen den Zuschauern die witzigen Kommentare nur so um die Ohren. Er greift gekonnt aktuelle Themen und Stimmungen auf, seziert diese bis zu deren Kern und entfaltet daraus seine facettenreichen Stücke, stets mit grandioser musikalischer Untermalung. Mit dabei sind Akkordeon, Gitarre, Geigen, Kontrabass.

Da wird ein feuriges Tanzlied auf der Bühne performt, ein klägliches Klagelied auf die Kanzlerin („von der einflussreichsten Frau zur ärmsten Sau“), ein wirklich elendiges Urlaubs-Regenlied mit tröpfelnden Xylofon-Tönen. Es folgt ein Ständchen über den typischen Autofahrer auf dem Weg zum Kindergarten mit dem verängstigten Sohn – zu schnell, zu rabiat, aber Hauptsache, sich nicht von einem Friedberger überholen lassen.

Mit Humor gegen die Hitze im Raum

Zwei Friedbergerinnen müssen bei dieser Stelle besonders schmunzeln. „Witzig, berührt uns aber nicht“, lacht eine von ihnen. Mitten in einem Stück sagt Well: „Wer herinna a gscheite Lüftung einbaut, dem ghört a Denkmal gsetzt!“ Und spielt damit schlagfertig auf die Hitze an, die sich im Raum angestaut hat. So endet der Abend mit tollem musikalischem Rahmen, gekonnter Umsetzung und scharfsinnigen, satirischen Gedanken.

Abend mit den „Wellbappn“ für Helferkreise

Otting_3_2017

CSU-Intimfeind steht der Kanzlerin bei

Von Hans Eder

Photos Hans Eder

Südostbayerische Rundschau vom 27. Juni 2016

Otting/Waging am See. Das war eine gute Idee der Kreistagsfraktion der Grünen: Sie hat all die vielen in Helferkreisen tätigen Personen im Landkreis zu einem unterhaltsamen Abend im Gasthaus Oberwirt in Otting eingeladen. An die 150 Besucher werden es gewesen sein, die der Einladung gefolgt waren – und sie erlebten einen vergnüglichen, durchaus aber auch nachdenklichen machenden Auftritt von Hans Well und seinen Kindern, den „Wellbappn“. Das Programm hätte nicht passender sein können, hat sich doch Hans Well, der Kopf der einstigen „Biermösl Blosn“, seinen Ärger darüber, wie sich viele Politiker zum Thema „Asyl“ stellen, in vielen Liedern von der Seele geschrieben. „Großartiges geleistet“Marianne Penn, Burgi Mörtl- Körner und Inge Kämpfl von der Grünen-Kreistagsfraktion begrüßten die Besucher mit einem großen Kompliment: „Es ist großartig, was ihr alle im Landkreis geleistet habt und noch leistet, und überhaupt nicht selbstverständlich.“ In allen betroffenen Dörfern und Städten hätten sich Ehrenamtliche gefunden und sich um Asylsuchende gekümmert. Als kleines Dankeschön habe man diesen Abend explizit für alle Helfer organisiert. Dann zählten die drei Damen exemplarisch auf, wofür die Mitglieder der Helferkreise stehen: Sprachunterricht, Kontakt zum Jobcenter, Übersetzungen, Formulare ausfüllen, „die wir selbst fast nicht ausfüllen können“ – dafür gab’s breiten Applaus – Wohnungssuche, Arzttermine, psychologische Betreuung, kulturelle Einbindung, Sorgen und Nöte anhören und vieles andere mehr. Dank galt auch Hans Well und seinen Kindern, die auf die Anfrage rasch und ganz positiv reagiert hätten: „Ja, freilich kommen wir.“ Für die Wellbappn war dieser kurzfristig anberaumte Termin etwas anders als gewohnt: Zum einen fehlte Tochter Tabea, die „bei dem Sauwetter krank geworden Abend mit den „Wellbappn“ für Helferkreise war“, wie der Vater bekannt gab, zum anderen war nach einjähriger Weltreise Sohn Jonas erstmals wieder von der Partie; und er konnte die Texte immer noch alle so gut wie auswendig.

Otting_2_2017

Wie immer begann das verbliebene Trio mit spontan und mit heißer Nadel gestrickten Versen, die sich auf die Region bezogen, von Tuba, Geige und Ziach begleitet. Da erfuhren die geneigten Zuhörer etwa vom Abstieg der DJK-Fußballer,vomverschobenen Flüchtlingsheimbau in Waging, von unsinnigem W-Lan in den Bussen und manch anderem mehr, schließlich noch von dem „wunderschönenWirtshaus in Otting, in des ma alloa schon zwengs de drei Wirtinnen neigeht“, und von einem Landkreis, „wo sich a Helferkreis als Flüchtlingshilfe engagiert /und ma sogn konn, ohne den waar der christliche Freistaat total blamiert.“ Bei all der Themenvielfalt, die sich an diesem Abend abspulte, durfte natürlich auch der Fußball nicht fehlen. Ein wunderschöner dreistimmiger A-cappella-Gesang war Franz Beckenbauer gewidmet und seiner Rehabilitation, das „Sommermärchen“ betreffend: „I konn zwar schreiben, aber net lesen“ – das müsse doch Entschuldigung genug sein, hieß es da. Aber für den Fall der Fälle hatten die Wellbappn noch „an Trost dabei:An Hoeneß sei Zimmer ist wieder frei.“ Das Lied „Do is da Wurm drin“ lässt sich, wie man hörte, auf vielerlei Situationen beziehen: auf den Apfel der Eva, auf eine ungewollte Schwangerschaft, nicht zuletzt auf die Firma Bayern-Ei“. So ging es weiter mit dem Klimawandel, dem Ministerpräsident Seehofer mit „unterirdischen Windrädern“ begegnen will und der für Hamburg möglicherweise „eine Zukunft in der Nordsee“ bringt. Mit „siaßladn“ Kindergärtnerinnen, die aber schnell „säuerlich“ werden, wenn man die Kinder zu spät bringt, oder dass das G8 als Maßnahme dazu eingeführt wurde, „wie ma de Fratzn so richtig fertig macht“. Darauf folgte die höhere Politik in Form von Situationsschilderungen der Art, dass „die Welt in Aufruhr“ sei „zwengs de Muslime“. Drum wolle Bayern aus Deutschland austreten, die Gebirgsschützenverb.nde würden daraufhin der NATO unterstellt, die Grenzzäune würden „mit Schweineschmalz abgedichtet und das Dritte Reich nachträglich als sicheres Herkunftsland erklärt“. Und dann werde noch Musik von Florian Silbereisen gespielt, woraufhin sowieso keiner mehr einreisen wolle. Merkels „Klagelied“ Aus ihrem Zyklus der „Klagelieder“ hatten die drei das der Bundeskanzlerin ausgesucht, deren Beitrag zum Flüchtlingsthema sehr wohlwollend beurteilt wurde, nach dem Motto: „Ich behandelte Flüchtlinge als Menschen/und nicht wie Ungeziefer“, was allerdings auch seine Folgen hatte: „Seit der Zeit hängen meine Mundwinkel / noch zehn Zentimeter tiefer.“ Und weiter: „Ich, die mächtigste Frau der ganzen Welt / von Parteifreunden schändlich/bloßgestellt, im Sommer noch gefeiert in Ellmau/ jetzt bin ich die ärmste Sau.“ In den zahlreichen Strophen dieses Liedes rechnete sie dann mit all ihren Kritikern ab – da wurde nicht mit deutlichen „Schimpf“-Worten gespart, die ihr HansWell in den Mund legte. Dieses und viele weitere Themen wurden in bekannt direkter und bayerisch-trefflicher Art behandelt, wobei immer wieder hervorzuheben ist, dass die Texte musikalisch hervorragend begleitet werden und dass manche Lieder sich von ihrem freundlichen Klang her für einen besinnlichen bayerischen Liederabend bestens eignen würden – ja, wenn da nur nicht die Texte wären! Diese Kombination kommt an, die Wellbappn sind für dieses Jahr schon ziemlich ausgebucht: HansWell mit seinen unvergleichlichen Texten, der sich um „political correctness“ nix sch…., Sohn Jonas, der mit den tiefen Klängen seiner Tuba und seiner verschmitzten Art des Vortrags beim Publikum bestens ankommt, und nicht zuletzt Tochter Sarah, die trotz ihrer Jugend schon mit großer Souveränität und Leichtigkeit unterwegs ist und der man beim Singen und Musizieren anmerkt, dass sie mit großer Freudebei der Sache ist und die Bosheiten der Texte so richtig genießt.

In bester Biermösl-Tradition: Well und Hildebrandt Stein an der Traun – Wieder vereinigt: Dieter Hildebrandt und Hans Well präsentieren sich an der Schule Schloss Stein in Stein an der Traun. Hier die Kritik:

12.02.12 Quelle: Münchner Merkur

400 Karten, seit drei Wochen ausverkauft. Die Turnhalle der Schule Schloss Stein in Stein an der Traun war überfüllt. Hans Well, früher Mitglied der frisch getrennten Biermösl Blosn, und Dieter Hildebrandt standen nach Jahren wieder zusammen auf der Bühne.

Hildebrandt brachte sein Programm „Ich kann doch auch nichts dafür“, Well brachte dafür seinen 15-jährigen Sohn Jonas und seine 18-jährige Tochter Tabea mit. Man entschuldigte sich vorab für etwaige Texthänger – das G8 lasse kaum Zeit zu proben – und startete in gewohnter Biermösl-Tradition. Jonas mit Lederhose und Kontrabass, Tabea mit zerrissener Jeans und Geige, unterstützt von zwei ergrauten Herren.

Die Well-Kinder, die, wie sie selbst sagen, mit Musik und Politik groß geworden sind, wetterten so überzeugend gegen Dobrindt und Müller-Brot wie der Vater. Der 84-jährige Hildebrandt verlangte höchste Konzentration von seinen Zuhörern. Seit einem Jahr bringt erdieses ausgefeilte Programm, das er immer wieder aktualisiert. So war derzeit an Wulff nicht vorbeizukommen, der – so Hildebrandt – nicht zurücktreten könne, weil die Kanzlerin so dicht hinter ihm stehe. Der Doyen des deutschen Kabaretts nahm alle Aufreger ins Visier: Griechenland, Terrorzelle, Altenheime. Nur wenige Worte reichten, um Absurdes zu offenbaren.

Über seine Intention sagte Hildebrandt vor dem Auftritt hinter der Bühne, es sei immer schwieriger herauszufinden, was wirklich los sei. Informationen würden selektiv verteilt, die Sprache würde alles sagen und nichts erhellen. Dagegen könne man nichts tun, aber man könne es bemerken – und misstrauisch bleiben.

Einmal, wie er zugab, habe er sich geirrt: Seine Kritik an Ludwig Erhard würde er gerne zurücknehmen. Dieser habe die Folgen des ungebremsten Wachstums frühzeitig erkannt. Erhard, Schewardnadse, Steffen Seibert – Hildebrand und Well springen durch Räume, Themen und Zeiten.

Weitere gemeinsame Auftritte sind geplant, nur selten aber mit den Kindern Wells, die schulisch eingebunden sind. Als Zugabe an diesem Abend in Stein spielten Hildebrandt und die Wells gemeinsam ein Musikstück. Hildebrandt, der, wie er sagt, jeden bewundert, der ein Instrument beherrscht, übernahm die Triangel. Immerhin fast fast taktsicher.

Nadja Wolf

Urbayerisch und widerborstig

(SZ vom 02.12.2011)

Am Ende des Abends waren alle zufrieden: das Publikum, weil es sich gut zwei Stunden lang bestens unterhalten fühlte, die Künstler, weil sie trotz einiger kleiner, allerdings durchaus charmanter Holprigkeiten ihr Programm prächtig über die Bühne gebracht hatten, und schließlich auch der Veranstalter, in diesem Fall die Süddeutsche Zeitung, weil der große Stadtsaal im Veranstaltungsforum bis fast auf den letzten Platz gefüllt war und somit ordentlich Geld in die Kasse des SZ-Adventskalenders kam. Das Hilfswerk der Süddeutschen Zeitung unterstützt schon seit mehr als sechs Jahrzehnten Bedürftige – auch im Landkreis Fürstenfeldbruck. Alleine in den vergangenen zehn Jahren, sagte SZ-Redaktionsleiter Gerhard Eisenkolb am Mittwoch zum Beginn der Benefizveranstaltung in Fürstenfeld, seien mehr als eine Million Euro an Spendengeldern in den Landkreis geflossen. Der Bedarf ist unbestritten nach wie vor groß, die Hilfsbereitschaft der SZ-Leser aber auch.
Ganz ohne Zweifel: Für einen gelungen Auftakt der diesjährigen Adventskalender- Aktion haben am Mittwochabend der Münchner Schauspieler Michael Lerchenberg und die Musikerfamilie Well aus dem Türkenfelder Ortsteil Zankenhausen gesorgt. Daran vermochte auch die Tatsache nichts ändern, dass Jonas Well erst vor kurzem eine Zahnspange verpasst bekommen hat („super zum Trompetespielen“) und dann unglücklicherweise auch noch in den Stimmbruch gefallen ist. Hans Well, bis vor kurzem noch Führungskraft der jetzt schon legendären Biermösl Blosn, spielte mit seinen Kindern Tabea und Jonas dennoch so unbekümmert und rotzfrech drauflos, dass ihnen das Publikum auch die kleinen Fehler und Textunsicherheiten jederzeit verzieh. Well hatte auch eine durchaus plausible Erklärung dafür, dass nicht alles wie am Schnürchen klappte: „Das G 8 ist schuld“, sagte er, „die Kinder haben kaum noch Zeit zum Üben.“
Wer meinte, dass der politische Teil des Abends damit auch schon wieder beendet war, sah sich allerdings ganz schnell auf dem Holzweg – oder kennt die Wells nicht. Die stellen sich nicht einfach auf die Bühne, schalten den Weichspülgang ein und spielen Adventslieder, dass einem ganz warm ums Herz wird. Ja, man ist sogar geneigt zu sagen, dass der Name „Wellsittiche“, den sich die Well-Kinder für den Benefiz-Abend der SZ zugelegt haben, arg in die Irre geführt hat, weil er gar so brav und harmlos daherkommt. Denn wenn sie in ihren Liedern schon ein kirchliches Thema aufgreifen, dann kommen in dem Text garantiert der Regensburger Bischof Müller und der Augsburger Ex-Bischof Mixa vor, von denen sich nicht viel Gutes sagen lässt, außer, dass sie höchstwahrscheinlich ziemlich fromm sind. Die Feststellungen, dass „Islamisten nix so sehr fürchten wie einen Andechser Doppelbock“ und die NPD vor allem dann „ein Riesenproblem hat, wenn der Verfassungsschutz verboten wird“ seien einfach mal so in den Raum gestellt. Und wer den wahren Schuldigen für das Scheitern von Münchens Olympia-Bewerbung sucht, voilà: Die Wells stellen ihr Lied vor, mit dem sie der Landeshauptstadt ihren Auftritt in Durban verdorben haben – eine Schuhplattl-Einlage von Jonas inklusive.
Das alles geht natürlich sehr gut zusammen mit den Texten von Oskar Maria Graf, der auch so ein Unbequemer war und den die Obrigkeit kreuzweise konnte. Der Schauspieler Michael Lerchenberg liest die Geschichten, die vor Kraft nur so strotzen, mit sparsamen Gesten und großer Sensibilität, ohne sich selbst über Gebühr zu inszenieren. Es sind Texte, die von Grafs Kindheitserinnerungen in Berg am Starnberger See handeln, von Ludwig II., dem Kini, der dort als Leiche aus dem Wasser gezogen wurde, wenn er nicht vielleicht doch auf die andere Seeseite geschwommen ist. Und vom Wesen des bayerischen Humors an sich sowie von der Zeit im New Yorker Exil, wohin Graf vor den Nazis flüchten musste und wo er nie richtig heimisch geworden ist. Oskar Maria Graf ist auch in Amerika durch und durch ein Bayer geblieben und die Wells müssen ihn aus seinen Büchern offenbar ziemlich gut kennen.

Hans Well & Co -die Welt in der wir leben

Die Wellbappn kommentieren frech und musikalisch die Welt

www.kultkomplott.de vom 09. April 2016

Von Jörg Konrad

Olching. Ist er Kabarettist oder ist er Komiker? Vielleicht auch „nur“ Musiker oder Dichter, oder doch Systemkritiker? Hans Well, der 9. Sproß der Well-Dynastie aus der Gemarkung Willprechtszell im Landkreis Aichach-Friedberg ist vor allem eines: Hans Well. Ein authentischer Zeitgenosse, geradeheraus im Denken, genial im Spielen und ausgestattet mit jeder Menge Humor. Und die Wellbappn, in Hochdeutsch so viel wie „vorlautes Mundwerk“, sind seine Plattform, die ihrem Namen alle Ehre machen. Wie gestern im Olchinger KOM. Wenn auch in abgespeckter Besetzung mit Tabea Well, Sebastian Gröller (statt Jonas Well) und Hans, ihm selbst. Bei ihnen gibt es kein unverbindliches „Hallo Olching“. Gleich im ersten ihrer gstanzelartigen Spottgesänge kommt ihre eingehende Beschäftigung mit der Politik vor Ort zum Ausdruck. Und sofort ist auch das Eis gebrochen – man fühlt sich als Publikum ernst genommen, weil ganz persönlich angesprochen

Aber im Laufe des Abends geht es weiter. Von der Lokal- zur Landespolitik und weiter hinauf zur Bundes- und zur Weltpolitik und noch höher, bis hin zur Scheinheiligkeit der Kleriker. Die Wellpappn beschreiben (und kommentieren) die Welt, in der wir leben – auf ihre Art versteht sich. Da wird Johann Sebastian Bachs „Toccata“ einer Geschichte über  brennenden Flüchtlingsunterkünften in der Provinz unterlegt und in einer modernen Fassung von Johann Wolfgang von Goethes „Erlkönig“ wird die Zeitnot anhand einer rasanten Autofahrt in den Kindergarten des Jüngsten deutlich. Kultur im hier und jetzt, frech wie provokant.

Da werden Politiker auf bayrisch folkloristische Art derbleckt. Manchmal derb, aber nie unter der Gürtellinie, sondern immer aus der betonierten und begradigten und damit verschandelten Natur heraus. Aus der Sicht der Sehenden und Betroffenen. Ganz anders, als diese formschnittigen Entertainer in den werbungsgesättigten Medien, die sich als Außenseiter und Lästermäuler gerieren und doch zum System gehören, um am Ende nur larmoyant und piefig einzuknicken und beleidigt um Gnade zu flehen.

Musikalisch waren die drei ebenso unnachamlich wie virtuos. Tabea an Fiedel, Akkordeon, Schlagwerk und singend, wie auch Bastian mit Tuba, Trompete(!), Bass und Stimme. Kein Instrument scheint den Wells zu schwierig, und dem Hans schon gleich gar nicht.

Und was mit das Angenehmste an diesem Abend kultureller Superlative war, ist dieses generationsübergreifende Denken. Hier wird der Staffelstab des kritischen wie mündigen Bürgers ebenso weitergegeben, wie das gelebte Musikantentum. Das macht Hoffnung.

Was faul in Bayern ist –und in Aichach

Bei ihrem Auftritt in Blumenthal verteilen HansWell und dieWellbappn auch kräftige
Watsch’n an die lokale Politik

Von Theo Harzer

Aichacher Zeitung vom 18.04.2016

So war das auch am Freitagabend im Freiraum in Blumenthal, wo Hans Well zusammen mit den Wellbappn zu erleben war-allerdings ohne seinen Sohn Jonas, der zur Zeit aufWeltreise ist. Er wurde von „Sebastian“ ersetzt, einem Trompetenstudenten, der aus dem bayerischenWald kommt, aber ansonsten „ganz normal ist.“ „Das ist auf jeden Fall das Highlight des Veranstaltungsfrühjahrsblocks“, meint der Blumenthaler Organisator Stefan Linck zu dem Programm „Schneller“. Hans Well balanciert zwischen scharfer Kritik an Gesellschaft und Politik und alltäglichen Banalitäten, wie der Fahrt zum Kindergarten des Sohnes. Besonders die CSU-Verantwortlichen aus Bayern und deren Wähler bekommen ihr Fett ab. Das beginnt schon im ersten Song: Well hat eine Strophe auf Aichach gedichtet, die Stadt, „wo die Bundestagsabgeordnete Eberl in Pöttmes entgleist, und a Aichacher Journalistin aus’m Saal schmeißt“ oder „wo sich de Windradgegner bitter beklogn, dass d’Windradl Schnakn und Brems daschlogn.“ Dem gebürtigen Willprechtszeller schmeckt weder der langwierige Ausbau der B 300 noch das unansehnliche Gewerbegebiet bei Dasing oder die eigennützigen Entscheidungen des Bauunternehmers und Stadtrats Jung. Bei Well und seinen Wellbappn bleibt niemand ungeschoren.

Nicht die CSUler im eigenen Dorf, die sich gegen Asylbewerberheime und Ökostrom wehren und auf Widerspruch mit Sprüchen wie „Erst 35 Jahre hier wohnen und scho s’Maul aufreißen!“ reagieren. Nicht Ministerpräsident Seehofer mit seinen verqueren Vorstellungen zu Asyl, Maut und „bayerischem Reich“. Und auch nicht Bundespolitiker wie Schröder, Profalla oder Niebel, die ihre Positionen nutzen, um in der Wirtschaft Managerjobs zu ergattern. Genauso wie über politische Missstände kann sich Well aber auch über das Verhalten seiner Mitmenschen mokieren. Da sind die Mütter, die sich während der Fußballspiele ihrer Söhne in die Haare kriegen und dabei besser Rugby spielen als ihre Söhne Fußball. Oder der Vater, der aus Angst, sein Kind zu spät im Kindergarten abzuliefern, viel zu schnell Auto fährt: „Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? – Oh, Vater, siehst du das Zone-30-Schild nicht?“ Auch dem deutschen Wetter war ein Lied gewidmet: Die Familie entscheidet Pfingsten „dahoam“ zu verbringen, und erlebt dabei eine Sintflut, denn der deutsche Sommer ist so regnerisch wie der Winter in England. Ob das vielleicht mit dem Klimawandel zusammenhängt? Auch hierzu gab die Wellfamilie einen Titel zum Besten, eine Dystopie, in der Hamburgs schaurige Zukunft in der Nordsee liegt und die Flüchtlinge nicht aus Syrien kommen, sondern aus den Niederlanden, von nebenan. Apocalypse now also überall. Die zentralen Themen unserer Zeit unterlegen die Wellbappn mit bayerischer Volksmusik. An diesem Abend kamen sicher zehn Instrumente zum Einsatz, zum Beispiel Trompete, Tuba, Kontrabass, Akkordeon, Geige oder Gitarre. So wie man das von den Biermösl Blosn eben gewohnt ist. Hans Well und die Wellbappn bereiteten dem von MdB Eberl, von „Metasdasing“ und B 300-Ausbau gebeutelten Aichacher Publikum jedenfalls einen vergnüglichen Abend – Sprach- und Musikkunst auf höchstem Niveau. Erfreulich war, dass sich Hans Well und seine Combo nicht ins Biermösl-Blosn-Museum stellen, sondern neue Töne finden, ohne an ihrer bajuwarischen Fundamentalkritik Abstriche zu machen. Im Land der Bai-wa ist vielleicht anderes faul als vor 30 Jahren – aber sicher nicht weniger.

Aichach_Blumenthal

„Was Erdogan ko, des ko i a“ MUSIKKABARETT IN BLUMENTHAL

Bei Hans Well und seinen Wellbappn bekommen im ausverkauften Freiraum in Blumenthal viele ihr Fett weg: vom Windkraftgegner bis hin zur Bundestagsabgeordneten Die drei Wells und Sebastian Gröller liefern einen gelungenen Abend im Blumemthaler Freiraum.

Von Anna Schmid

Foto Anna Schmid

Aichacher Nachrichten vom 18.04.2016

Eine Aufführung mit viel Schärfe und Biss serviert der bayerische Kabarettist Hans Well am Freitagabend in Blumenthal. In Begleitung seiner „Wellbappn“, der Töchter Tabea und Sarah, und Sebastian Gröller, der für Sohn Jonas einspringt, lockt er die Menschenmengen in den ersten Stock des alten Brauereigebäudes. Dort, im „Freiraum“, auf breiten, mit trockenen Farbspritzern besprenkelten Holzdielen, reihen sich die dicht gedrängten Stühle aneinander. Zweihundert Besucher füllen den niedrigen, warmen Raum. Der Abend ist ausverkauft. Die Schweglers aus Aindling sind zum ersten Mal auf einer Veranstaltung dieser Art, sie haben die Karten von ihren Kindern geschenkt bekommen. „Wir erwarten uns einen lustigen Abend“, freuen sie sich. Der wird ihnen sogleich geliefert.

Mit einem schwungvollen Einstieg über die Schön- und Eigenheiten des Landkreises bringen die Wellbappn ausgelassene Stimmung ins Publikum. Da wird über Biogasanlagen gefachsimpelt, eben eine andere Art der Geothermie mit „ozopfter“ Gülle, über Hausfrauen, die mit Geländewagen zum Netto brausen, den Spagat zwischen Tradition und Moderne, also Bürgersteig kehren und Häuser im Toskanastil, und über Windparkgegner. Deren ausschlaggebendes Argument gegen die Lautstärke der Windräder: „Wenn do mal gscheit da Wind geht, dann hör ma unsere Autobahn gar nimmer!“ Weiter wird gegen die Friedberger gestachelt sowie äußerst scharfzüngig und treffend gegen Bundestagsabgeordnete Iris Eberl aus Aichach wegen ihres Versuchs, eine Journalistin aus einer Verhandlung auszuschließen – laut Well mit dem Motto: „Was Erdogan ko, des ko i a!“

Bei Hans Well fliegen den Zuschauern die witzigen Kommentare nur so um die Ohren. Er greift gekonnt aktuelle Themen und Stimmungen auf, seziert diese bis zu deren Kern und entfaltet daraus seine facettenreichen Stücke, stets mit grandioser musikalischer Untermalung. Mit dabei sind Akkordeon, Gitarre, Geigen, Kontrabass.

Da wird ein feuriges Tanzlied auf der Bühne performt, ein klägliches Klagelied auf die Kanzlerin („von der einflussreichsten Frau zur ärmsten Sau“), ein wirklich elendiges Urlaubs-Regenlied mit tröpfelnden Xylofon-Tönen. Es folgt ein Ständchen über den typischen Autofahrer auf dem Weg zum Kindergarten mit dem verängstigten Sohn – zu schnell, zu rabiat, aber Hauptsache, sich nicht von einem Friedberger überholen lassen.

Mit Humor gegen die Hitze im Raum

Zwei Friedbergerinnen müssen bei dieser Stelle besonders schmunzeln. „Witzig, berührt uns aber nicht“, lacht eine von ihnen. Mitten in einem Stück sagt Well: „Wer herinna a gscheite Lüftung einbaut, dem ghört a Denkmal gsetzt!“ Und spielt damit schlagfertig auf die Hitze an, die sich im Raum angestaut hat. So endet der Abend mit tollem musikalischem Rahmen, gekonnter Umsetzung und scharfsinnigen, satirischen Gedanken.

Abend mit den „Wellbappn“ für Helferkreise

Otting_3_2017

CSU-Intimfeind steht der Kanzlerin bei

Von Hans Eder

Photos Hans Eder

Südostbayerische Rundschau vom 27. Juni 2016

Otting/Waging am See. Das war eine gute Idee der Kreistagsfraktion der Grünen: Sie hat all die vielen in Helferkreisen tätigen Personen im Landkreis zu einem unterhaltsamen Abend im Gasthaus Oberwirt in Otting eingeladen. An die 150 Besucher werden es gewesen sein, die der Einladung gefolgt waren – und sie erlebten einen vergnüglichen, durchaus aber auch nachdenklichen machenden Auftritt von Hans Well und seinen Kindern, den „Wellbappn“. Das Programm hätte nicht passender sein können, hat sich doch Hans Well, der Kopf der einstigen „Biermösl Blosn“, seinen Ärger darüber, wie sich viele Politiker zum Thema „Asyl“ stellen, in vielen Liedern von der Seele geschrieben. „Großartiges geleistet“Marianne Penn, Burgi Mörtl- Körner und Inge Kämpfl von der Grünen-Kreistagsfraktion begrüßten die Besucher mit einem großen Kompliment: „Es ist großartig, was ihr alle im Landkreis geleistet habt und noch leistet, und überhaupt nicht selbstverständlich.“ In allen betroffenen Dörfern und Städten hätten sich Ehrenamtliche gefunden und sich um Asylsuchende gekümmert. Als kleines Dankeschön habe man diesen Abend explizit für alle Helfer organisiert. Dann zählten die drei Damen exemplarisch auf, wofür die Mitglieder der Helferkreise stehen: Sprachunterricht, Kontakt zum Jobcenter, Übersetzungen, Formulare ausfüllen, „die wir selbst fast nicht ausfüllen können“ – dafür gab’s breiten Applaus – Wohnungssuche, Arzttermine, psychologische Betreuung, kulturelle Einbindung, Sorgen und Nöte anhören und vieles andere mehr. Dank galt auch Hans Well und seinen Kindern, die auf die Anfrage rasch und ganz positiv reagiert hätten: „Ja, freilich kommen wir.“ Für die Wellbappn war dieser kurzfristig anberaumte Termin etwas anders als gewohnt: Zum einen fehlte Tochter Tabea, die „bei dem Sauwetter krank geworden Abend mit den „Wellbappn“ für Helferkreise war“, wie der Vater bekannt gab, zum anderen war nach einjähriger Weltreise Sohn Jonas erstmals wieder von der Partie; und er konnte die Texte immer noch alle so gut wie auswendig.