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Kolumnen und Kommentare

Auto schiebende Wellbappn

Wir freuen uns sehr, dass PROFIL, das beste österreichische polit-journal, unser Strache-Klagelied bringt!

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Hans Well und die Wellbappn spielen bei der „Jetzt gilt’s“ Kundgebung am 3. Oktober auf dem Odeonsplatz und am 6. Oktober bei „Mir ham’s satt“ auf dem Königsplatz. Das Hörspiel „Rotes Bayern“ stellen Hans Well und Gäste am 21. Oktober um 19 Uhr im Literaturhaus vor

Interview von Volker Isfort

AZ vom 01.10.2018

Vor einhundert Jahren beendete der Sozialist Kurt Eisner die Monarchie in Bayern. Die dramatischen Ereignisse rund um die unblutige Revolution und Gründung des modernen Freistaats hat Hans Well zusammen mit Künstlern wie Johanna Bittenbinder, Gisela Schneeberger, Heinz-Josef Braun, Bernhard Butz, Gert Heidenreich und den Wellbappn zu einem höchst informativen und unterhaltsamen musikalisch untermalten Hörspiel bearbeitet („Rotes Bayern“ – erschienen im Hörverlag). Doch Politik ist für Well keine Geschichtsstunde, sondern sein Lebenselixier. Und deswegen ist er in der nächsten Zeit auf vielen Bühnen zu sehen – auch bei zwei Großdemonstrationen.

AZ: Herr Well, was hat Sie dazu bewogen, mit anderen Künstler ein Hörspiel über die bayerische Revolution von 1918 zu machen?
HANS WELL: Zunächst einmal die Tatsache, dass ich in meiner Schulzeit nie etwas davon gehört hatte. So wie ich waren und sind vermutlich noch immer viele Menschen der Meinung, dass der Freistaat vom Ochsensepp, dem Gründer der CSU ausgerufen worden ist und nicht von Kurt Eisner, einem linken Berliner USPDler, der keinesfalls aus dem katholischen Bayern kam. Die CSU trägt diesen Freistaat immer so stolz vor sich her, will aber überhaupt nichts von seiner Entstehung wissen.

Gehört bayerische Geschichte für die CSU nicht zum Heimat- und Traditionsbewusstsein dazu?
Die Monarchie und CSU-Herrschaft schon, der demokratische Gründungsteil offenkundig nicht. Dabei könnte auch die CSU stolz sein auf diese Revolution, weil sie völlig unblutig verlaufen ist und große Errungenschaften hervorgebracht hat wie den Acht-Stunden-Tag, das Frauenwahlrecht und die Republik Bayern.

Wir reden ja nur von einer sehr kurzen Zeit, bis die Revolution blutig niedergeschlagen wurde.
Heinrich Mann hat in seiner Trauerrede bei der Beerdigung Eisners gesagt, dass in den vier Monaten seiner Regierung mehr erreicht wurde als in den 50 Jahren davor. Eisner schaffte es, unterschiedliche soziale Gruppen miteinander zu verbinden, sogar ein Teil des Bürgertums stand anfangs hinter ihm. Was man auch bedenken muss: die Demokratie war Neuland für Bayern, so etwas hatte es ja hier zuvor noch nicht gegeben. Eisner hat versucht, ein Miteinander von Räten und dem Landtag voranzubringen, das war sicherlich klüger als der Konfrontationskurs, den es dann nach seiner Ermordung gegeben hat.

Er hat mit seiner USPD bei den ersten Wahlen nach der Revolution dennoch nur knapp drei Prozent der Stimmen erhalten.
Viele Leute dachten halt, mit der Revolution brechen nach vier Jahren Krieg, Mangel und Not mit der Herrschaft des Volkes sofort bessere Zeiten an. Aber die Versorgungslage in den Städten und auf dem Land war katastrophal. Eisner hatte überhaupt keine Chance, das schnell zu ändern. Im sogenannten Dotschenwinter 1917 waren zehntausende in Bayern verhungert. Aus fast jeder Familie, auch den Bauernhöfen, waren junge Männer an der Front gefallen. Dabei hatte die bayerische Monarchie bei Kriegsausbruch versprochen, dass Elsass-Lothringen ein Teil Bayerns wird und Antwerpen ein bayerischer Hafen.

Die Bayern haben damals eine Revolution gemacht. Aber seit 50 Jahren wählen sie unverändert CSU – trotz Ihrer jahrzehntelangen Arbeit mit Polt, der Biermösl Blosn und jetzt ihren Kindern, den Wellbappn.
Ich versteh’s ja auch nicht! Nein, es wäre verwegen, wenn wir uns anmaßen, dass wir an den Verhältnissen was ändern können. Unsere Chance als Künstler besteht doch vor allem darin, die Leute gut zu unterhalten, auch mit gesellschaftlichen und politischen Themen. Aber Autoritäten zu verspotten macht uns Spaß und bewirkt ja vielleicht ein bisschen was. Momentan tut sich ja viel Positives und damit mein ich nicht die AfD. Super, dass viele Menschen auf die Straße gehen, um gegen die katastrophale Mietsituation zu protestieren, gegen das neue Polizeiaufgabengesetz und die verrohte Sprache der Politik bezüglich der Flüchtlinge. Oder am 6. Oktober gegen Flächenfraß und für eine nachhaltige Landwirtschaft. Die WAA ist nach den Bürgerprotesten schließlich auch nicht gebaut worden.

Im Kino läuft zurzeit der „Wackersdorf“-Film, eine prägende Zeit für den bayerischen Bürgerprotest und auch für Sie?
Wir Biermösln haben damals sehr oft in der Oberpfalz gespielt und dadurch viele Lieder zum Thema WAA im Programm gehabt. Wir kannten den Strahlenexperten Edmund Lengfelder und waren durch ihn ganz gut über die Risiken der Atomkraft informiert. Der Widerstand gegen die Wiederaufbereitungsanlage kam ja auch nicht, wie von der Staatsregierung kolportiert, von linken Chaoten, sondern aus der Mitte der Bevölkerung und wurde immer größer. Die Oberpfälzer hatten Angst um ihre Heimat und vor den Strahlenrisiken, die bis zur Unbewohnbarkeit führen konnten. Meine Brüder und ich konnten das gut nachvollziehen.

Der Protest gipfelte dann im „Deutschen Woodstock“, dem legendären Konzert am 26. und 27 Juli 1986 in Burglengenfeld – mit Ihnen auf der Bühne.
Wir waren eine Volksmusik- Kabarettgruppe unter lauter Rock- und Punkbands. Vor uns haben die Toten Hosen gelärmt, dann waren wir dran. Die Hosen haben bei unserem Auftritt zugehört und uns danach gefragt, ob wir mit Ihnen Fußballspielen wollten. So wurden wir Freunde. Stars wie Grönemeyer haben uns ja nicht mitspielen lassen. Die meisten der über 100 000 Zuschauer kannten uns natürlich nicht. Bayerische Volksmusik war für die eine Begegnung der Dritten Art – CSU-Musik halt. Wie die aber realisiert haben, dass wir ganz andere Inhalte singen, sind die alle aufgestanden und haben fassungslos zugehört. Dieser unglaubliche Jubel nach jedem Lied – mir stellt es heute noch die Haare auf, wenn ich daran denke.

Was kann man mit einer Demonstration wie „Mia hams’s satt!“ am 6. Oktober auf dem Königsplatz eigentlich bewirken?
Ich glaub schon, dass so eine Veranstaltung ein starkes Zeichen sein kann gegen die Industrialisierung der Landwirtschaft. Tatsache ist, dass die Böden durch Monokulturen wie Vermaisung immer mehr ausgelaugt werden. Immer mehr Bauern geben auf, weil es immer noch heißt „wachsen oder weichen?“ Seit 50 Jahren propagiert die CSU eine bäuerliche Landwirtschaft – in Wahlreden. Realität ist aber, dass immer weniger Bauern immer größere Flächen bewirtschaften. Das hat katastrophale Auswirkungen beispielsweise für unser Trinkwasser – jeder zweite Brunnen hat laut EU zu hohe Nitratwerte. Und auch das Insektensterben ist Folge einer Landwirtschaft, die immer mehr Agrarchemie einsetzt.

Wie könnte man dem entgegensteuern?
Zum Beispiel mit einer anderen Subventionspolitik, die nicht aus der Gießkanne kommt und damit Großflächen-Besitzer wie EON, Lufthansa usw. begünstigt. Bayern hat lange die Landwirtschaftsminister der Bundesrepublik gestellt. Christian Schmidt stimmte noch vor neun Monaten in einem Soloamoklauf der Verlängerung für Glyphosat zu. Jetzt hockt er im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn. Dazu kommt ein immenser Flächenverbrauch, immer mehr Gewerbegebiete metastasieren in die Landschaft hinaus – auch da ist Bayern führend. Jedes Jahr wird bei uns die Fläche vom Ammersee versiegelt. Im Jahr 2268 wird es dann heißen: „I bin da Sepp, und unter dene Gewerbehallen, do bin i dahoam“! Ich vermute, dass die Urlauber nicht wegen der Gewerbegebiete nach Bayern fahren, sondern wegen der schönen Landschaft.

Umfragen zufolge stehen wir ja kurz vor einer neuen „Revolution“: die CSU unter 40 Prozent!
Ich möchte da gar keine Prognose abgeben. Aber Macht braucht Kontrolle – und Demokratie den Wechsel, das würde dem Land Bayern gut tun. Gerade wenn man bewahren möchte, was das Gesicht von Bayern eigentlich ausmacht, nämlich seine kleinteilige bayerische Kulturlandschaft. Dazu Städte mit Geschäften, die drinnen sind und nicht als Einkaufscenter auf der grünen Wiese.

Sie lesen jetzt zusammen mit Gisela Schneeberger, Bernhard Butz und Gert Heidenreich Texte aus „Rotes Bayern“ im Landtag – auf Einladung der SPD.
So kommt der Eisner doch noch in den Landtag. Es ist doch eine Schande, dass der Gründer und erste Ministerpräsident von Bayern im Landtag nicht gewürdigt wird. Da gehört doch eigentlich ein Denkmal hin! Eisner war immer ein überzeugter Föderalist, er wollte eine starke Eigenständigkeit Bayerns gerade nach der Katastrophe durch das zentralistisch gesteuerte Kaiserreich. Eisner hat einmal gesagt, er würde mit weißblauen Fahnen gegen Berlin ziehen, um das liberale Bayern gegen das preußische militärische Junkertum zu verteidigen – das könnte doch sogar der CSU gefallen.

Friedrichshafen/ sz: 35 Jahre lang war der Musiker und Texter Hans Well als Teil des volksmusikalischen Kabarett-Trios Biermösl Blosn unterwegs. Dann mochten die Brüder nicht mehr miteinander, jetzt ist Well mit seinen drei Kindern Jonas, Sarah und Tabea unterwegs. Im Gespräch mit Martin Hennings verrät er, welche Rolle die CSU für ihn spielt, wie Spottlieder gerade in diesen Zeiten helfen können und warum seine neue Combo „bis auf eine Ausnahme“ hübscher ist als die alte. „Ich bin schon froh und dankbar, dass die Drei mit mir altem Dackel noch spielen“: Hans Well.

Biermösl-Erben, Biermösl-Nachfolger, Biermösl 2.0: Nervt es Sie eigentlich, dass Ihre neue Combo Wellbappn – nicht nur von den Medien – immer mit der Biermösl Blosn verglichen wird?

Nein, gar nicht. Die Biermösl Blosn war 35 Jahre lang Teil meines Lebens. Ich bin der älteste der drei Brüder, ich habe alle Texte geschrieben. Die Biermösl Blosn war auch stark von mir geprägt.

Wie viel Biermösl steckt denn in den Wellbappn?

Also die Texte sind immer noch von mir. Die Musik kommt aber von meinen Kindern, die zwischen 20 und 25 sind. Sie sind jünger, frischer, weiblicher und mit meiner Ausnahme auch schöner.

Ist das nicht komisch, wenn man als Vater mit dem eigenen Nachwuchs in einer Musikgruppe professionell zusammenarbeitet?

Das habe ich am Anfang auch gedacht. Zunächst war ich ja auch mit zwei anderen Musikern unterwegs. Sarah, Tabea und Jonas waren dann mal bei einem Auftritt dabei und haben danach gefragt: Warum spielst du denn nicht uns zusammen? Wir haben das dann in Augsburg ausprobiert und eine Bombenkritik bekommen. Mir sind dann die Argumente dagegen ausgegangen.

Der Anstoß kam also vom Nachwuchs? 

Genau. Die sind natürlich auch mit Musik groß geworden. Seit sie vier Jahre alt sind, wurden sie musikalisch zwangssozialisiert. Das Geld, das ich da reingesteckt habe, hole ich mir jetzt gnadenlos wieder zurück. Die „Lindauer Zeitung“ hat mal geschrieben, wir seien die Biermösl Blosn nach einer Frischzellenkur. Mit meinen Kinder ist das möglich, was mit meinen Brüdern in den letzten paar Jahren nicht mehr funktioniert hat: aktuelle Themen schnell auf die Bühne bringen.

Erst die Brüder, jetzt die Kinder: Man gewinnt den Eindruck, der Hans Well kann nur im Familienverbund musizieren.

Ich könnte auch anders, mag aber nicht. So gefällt’s mir am besten, mit den Wellbappn ist der Spaß am Auftreten zurück und der ist unbezahlbar.

Die Vater-Kind-Beziehung spielt auf der Bühne keine Rolle?

Nein, ich fühle mich gleich alt, auch wenn ich weiß, dass ich’s nicht bin. „Gleichberechtigt“ wäre das bessere Wort. Oder anders gesagt: Ich bin schon froh und dankbar, dass die Drei mit mir altem Dackel noch spielen. Früher hab ich sie zum Üben gezwungen, jetzt ist´s umgekehrt.

Nicht alle jungen Menschen mit Anfang 20 stehen auf Volksmusik. Ihre Kinder offenbar schon.

Ja, sie sind es ja auch gewohnt. Tabea, die mittlere Tochter, hat sogar mit Volksmusik ihr Geigenstudium begonnen. Gerade im Oberbayern erlebt echte Volksmusik momentan eine Renaissance. Aber natürlich haben wir auch andere Stilrichtungen im Programm.

Weg von der Familie, hin zum Lieblingsfeind: Ohne die CSU hätten Sie ein Problem, oder?

Die CSU regiert halt seit 60 Jahren, das macht als Satiriker mehr, als Bürger weniger Spaß. Aber die Partei hat auch echte Humorgranaten in ihren Reihen wie Edmund den Stammler. Politik prägt nun mal unsere Gesellschaft.

Man könnte meinen, ein Regierungswechsel in München sei Ihr größter Alptraum.

Nein, nein, ich bin ja auch noch ein Privatmensch. Demokratie lebt vom Wechsel, es täte Bayern schon gut, wenn mal durchgelüftet würde. Ansonsten finde ich die Art, wie Gabriel den Klimaschutzplan rasiert hat, auch nicht gerade berauschend. Außerdem überwiegen lustige Lieder über die Absurditäten unserer Gesellschaft im Programm.

Trotz all der Breitseiten gegen die Schwarzen sind sie am Donnerstag in Gröbenzell bei einer Demonstration aufgetreten, zu der auch die CSU aufgerufen hat. Eine Premiere, oder?

Ich fürchte: Ja. Wenn wir in Wackersdorf gespielt haben oder bei einer Demo gegen irgendeinen Betonwahnsinn, dann war die CSU der Gegner. In Gröbenzell ging es jetzt gegen die AfD, unter den Organisatoren der Demo war in der Tat die örtliche CSU. Es war natürlich nicht die Parteiführung, denn die befindet sich ja bei vielen populistischen Parolen in einem offenen Urheberrechtsstreit mit der AfD.

Bleibt Ihnen angesichts von Fremdenfeindlichkeit, Populismus und Rechtsruck nicht manchmal ein lustiges Lied im Hals stecken?

Ganz im Gegenteil. Spottlieder sind doch eine gute Möglichkeit, sich gegen Dumpfsinn zu wehren. Man kann damit die Lächerlichkeit dieser Figuren bloßstellen. Auch wenn es schon bedrohlich ist, was sich da zusammenbraut und viele Menschen für Fakten einfach nicht mehr zugänglich sind. Trotzdem, bis jetzt ist uns der Humor noch nicht verreckt, wie man in Bayern sagt.

Was erwartet denn die Besucher, die in Friedrichshafen oder Ravensburg zu „Hans Well & Wellbappn“ kommen?

Es wird sich garantiert niemand langweilen. Wir sind zudem absolut unbekannt vom Farbfernsehen.

Und fließend Bayerisch muss man auch nicht sprechen?

Bayerisch ist doch eine Weltsprache. Es hat auch in Südafrika und Japan funktioniert. Und neulich sogar in Düsseldorf.

Es ist nicht mehr auf viel Verlass, nicht auf Wahlumfragen oder Parteifreundschaften, aber dass sich in Bayern ein paar Menschen konsequent über die CSU lustig machen, ist eigentlich Gesetz – zum Beispiel der Kabarettist und Musiker Hans Well. Eines seiner jüngeren Zitate: „Wenn du denkst, es geht nicht blöder, dann kommt irgendwas vom Söder.“ Aber nun, am Donnerstag, tritt er in Gröbenzell bei München auf einer Protestveranstaltung gegen die AfD auf – mitorganisiert von der CSU.

SZ: Herr Well, kaum zu glauben: Sie machen gemeinsame Sache mit der CSU.

Hans Well: In Gröbenzell gibt’s ein großes überparteiliches Bündnis gegen einen AfD-ler und dessen antisemitische Parolen. So schwer die Erkenntnis ist: Auch bei der CSU gibt es Leute, die respektabel sind. Leider sind die keine starke Minderheit, sondern stark in der Minderheit.

Also sind 35 Jahre voller Lieder gegen die CSU-Politik nicht vergessen?

Nein, deswegen finde ich jetzt bestimmt den semi-kriminellen Beistand vom Dobrindt für die Abgas-und Autolobby nicht toll. Genauso übrigens wie die Energiepolitik vom Gabriel.

Werden sich die Leute nicht wundern?

So einseitig haben wir nie getickt. Wir haben immer wieder gestandene Leute kennengelernt bei den Schwarzen. Ich habe mich zwar gefragt, warum die nicht bei einer anderen Partei sind, aber mei.

Sie singen nichts mehr über, etwa, Bayerns Finanzminister Markus Söder?

Also bei manchen in der Staatsregierung, gerade vom Markus, dem Schmutzler, oder Dr. Scheuer, gibt’s schon Aussagen, bei denen man sich fragt, wer die Urheberrechte über diese Hassparolen hat: die AfD oder die CSU? Da könnte was dabei sein.

Warum kommen Hassparolen offenbar bei immer mehr Menschen an?

Weil dumpfe Parolen gegen Minderheiten halt ziehen. Dieter Hildebrandt hat einmal gesagt, dass ein bestimmter Prozentsatz der Leute für keine Argumente empfänglich ist. Dieses Postfaktische, wie das jetzt heißt, speist sich aus Gefühlen und nicht aus Fakten. Was mir dabei stinkt: Es gibt viel zu kritisieren an unserer Regierung, Zustände, die geändert werden müssten. Die Kluft zwischen Arm und Reich. BMW diktiert mit Hilfe unserer Regierung die Abgaswerte in Brüssel. Gabriel rasiert den Klimaschutzplan. Aber die AfD interessieren solche Themen nicht, die agitiert gegen Zuwanderung und Muslime. Und bei einigem, womit der Trump gepunktet hat im Wahlkampf, hab ich mir gedacht, das stammt aus der CSU-Leitkulturdebatte.

Wie meinen Sie das?

Das C im Namen ausgelegt als: Auge um Auge, Grenzzaun um Grenzzaun, Obergrenze um Obergrenze.

Wird das zu wenig entlarvt?

Satire kann die Lächerlichkeit von Politikern zeigen. Die Alternative für Deutschland sind Fakten. Wenn die bei den Leuten nicht mehr ankommt, dann können wir zusammenpacken.

Aber Sie lachen schon noch über die CSU – und singen nicht demnächst auch ein Loblied auf die Maut?

Nein, da lege ich meinen Kopf und nicht nur meine Hand ins Feuer. Aber am Donnerstag spielen wir gegen jemanden, bei dem mir der Humor allmählich verreckt.

Bei der Verleihung „Bock des Jahres“ am 14.Dezember für die größte Umweltsünde in den deutschen Alpen von der Naturschutzorganization Mountain Wilderness an die Vereinigten Liftbetriebe Sudelfeld sangen Sarah, Jonas und Hans Well das „aktuelle Bayrischzeller Lied“. Die erste Strophe ist original vom Texter Martin Staudacher aus dem Jahre 1882, die restlichen Strophen aus dem Jahre 2014, sind von Hans Well. Einige Einheimische wollten schon im Vorfeld das Absingen dieser Strophen verhindern und sprachen von einer „Verhunzung ihres Bayrischzeller Liedes“, ohne es gehört zu haben. Die wahre Verhunzung des Liedes hat aber wohl eher mit dem Beschneiungsstausee und den bis zu 275 Schneekanonen zu tun.

 

Kennst du das Tal im Alpengrün,- Wo abends rot die Berge glüh’n,

die Leitzach tosend niederrauscht/der Wandrer still dem Almrausch lauscht?

Wo’s Alpenlied so traulich schallt/ und in den Bergen widerhallt

[: Dort wo die Glocken klingen hell/ In diesem Tal liegt Bayrischzell! :]

 

Kennst du das Tal im Alpengrün- wo rot vor Scham die Berge glühn

Wo Lift GBR und Tourismus-Amt- an Beschneiungssee in’s Sudlfeld rammt

A Staumauer mit 40 Meter Höh/ im Landschaftsschutzgebiet duljöh

[:Vom Freistaat gfördert finanziell – am Sudlfeld in Bayrischzell :]

 

wo in der klaren Winternacht/ die Schneekanonen rieseln sacht

wo sich der Liftbetreiber freit/ wenns alle Hänge weiß beschneit

tut dann die Sonn am Himmel stehn/ die Temperaturen aufwärts gehn

dann schmilzt der Kunstschnee rasend schnell /am Sudlfeld in Bayrischzell

dann brauchst ein Wasserski Modell/ in a poor Johr in Bayrischzell

tz vom 02.Januar 2015 Ex-Biermösl bläst Bayerns Politik den Marsch München – Ecclestone, Maut, Hoeneß, Klimaschutz, Pegida: Exklusiv für die tz wirft Ex-Biermösl Hans Well ein satirisches Auge zurück auf 2014 und erklärt, warum 2015 das Jahr der Narren und Prinzen wird.

Spätestens mit der Neujahrsansprache des Minister­präsidenten steht fest, dass die Zukunft von 2014 schon wieder Vergangenheit ist. Mal schaun, was sich im Haus der Bayerischen Geschichte wiederfindet, vermutlich wenig!

Nach dem tschechischen Doktortitel des neuen CSU-Generalsekretärs Dr. An­dreas Scheuer im Januar folgte für seine Partei als nächstes politisches Desaster im März 2014 die Kommunalwahl. Wieder wählten die Bürger dabei überwiegend keine Partei, sondern dummerweise Personen bzw. diese ab.

Im Landkreis Miesbach, der Trachtenstube Oberbayerns, musste die CSU im Landratsamt sogar einem vermeintlichen Grünen weichen, was aber eher am Geprotze des langjährigen Landrats hing. Jakob Kreidl hatte sich als Aufsichtsratsvorstand der Miesbacher Bürgerbank aus dem Sparkassenbeitl quasi per Amt circa 100.000 Euro für die Ausrichtung seines 60. Geburtstags selbst genehmigt.

Ein weiterer tragischer Fall aus der Darmsanierungsregion Tegernsee beschäftigte im Frühjahr Öffentlichkeit und Gerichte: Dem Nürnberger Würschtlkönig Uli Hoeneß, der als echter Schwabe für seine Millionen in der Schweiz Asyl gesucht hatte, wurde im Frühling der Prozess gemacht. Ende Mai wurde er inhaftiert.

Im Gegensatz zu Eon-, Ikea-, Amazon- oder Deutsche Bank-Managern und steuerlichen Luxem­bürgern. Sportfreund Bernie Ecclestone kaufte sich für 100 Millionen frei, die Manager der Bayerischen Landesbank kamen mit preiswerten 10.000 Euro für den 3,7-Milliardenverlust in Kärnten davon. Gar nicht auf der Anklagebank: verantwortliche Aufsichtsräte wie Stoiber, Huber, Faltlhauser und Beckstein. Ein Triumph bayerischer Gerechtigkeit!

Die Europawahl im Mai brachte der Staatspartei trotz des markigen CSU-Spruchs „Wer betrügt der fliegt“ einen Verlust von zehn Prozent. Der Einsatz der eurokritischen Haubitze Gauweiler erwies sich als Rohrkrepierer. Und während die CSU noch rätselte, ob Europa überhaupt mit der halbierten Schar von CSU-Abgeordneten existieren könne, präsentierte Dobrindt nach Pfingsten seinen Vorschlag für eine Ausländermaut.

Doch siehe da, der heilige Geist war nicht auf ihn hernieder gekommen. Sein Plan, Ausländer auf allen Wegen und Stegen abzukassieren, führte zum Aufstand parteieigener Landräte und der Schwesterpartei CDU gegen diesen „Schwachsinn“ (CDU NRW). Dobrindt und sein Gebieter standen da wie die Maut­esel. Im Herbst wurde dann aus dem Zurückrudern Alexander des Kleinen ein panischer Rückzug zur Autobahn­vignette, was den Imageschaden für die bayerische Depperlmaut noch vergrößerte. Im Juni erhielt Gustl Mollath einen Freispruch 2. Klasse. Beate Merk, die Eiskalte, stand nicht vor Gericht.

Im September trat schließlich Haderthauer, die von sozialem Engagement Getriebene, völlig reinen Herzens und mit dem Versprechen, wiederzukommen, zurück.

Das größte Tohuwabohu herrschte 2014 aber zweifellos beim Thema Energiewende. Nachdem Wirtschaftsminister Gabriel mit Hilfe Seehofers schon Photo­voltaik und Biogas den Garaus gemacht hatte, eliminierte Horst der Ingolstädter im November gleichzeitig zum Start eines ergebnisoffenen Energiedialogs mit den Bürgern per H 10-Abstandsregelung bayernweit den wichtigsten erneuerbaren Energieträger Windkraft. Gegen den Rat aller Fachleute.

Inzwischen kämpft er gegen seine einstigen Favoriten Pumpspeicher, Windkraft, Biogasanlagen und sogar die Stromtrassen, welche er im Bundesrat 2013 selber mit beschlossen hatte. Beim Seehofer weiß offenkundig die linke Gehirnhälfte nicht mehr, was die rechte macht, er befindet sich nicht nur in einer permanenten Koalition mit dem Volke, sondern auch in einem permanenten Koalitionsbruch.

Dabei geht’s beim Klimaschutz um Sein oder Nichtsein. Dann lieber sein lassen, da koalieren Angela, die Hinterpommerin, Sigi, der Gwamperte und Horst, der Windige, bei der Energiewende bestens. Nicht sein lassen sie dafür die Verstromung und Subvention der Braunkohle.

Währenddessen widerstand ein kleines Dorf in den bayerischen Bergen dem Klimawandel: mit einem riesigen Beschneiungsstausee am Sudelfeld für bis zu 270 Schneekanonen. Damit, meinen Liftbetreiber und Bürgermeister, kommt man gegen Klimawandel und Mega-Ski­gebiete in den Zentral­alpen an. Niemand mit einem Fünferl Hirn im Kopf hätte angesichts der Klimaerwärmung da auch bloß einen Euro investiert. Niemand? Die Ilse Aigner schon! Jedenfalls schmiss sie diesem Schildbürger-Projekt locker ein paar Millionen Steuergelder hinterher. Sind ja nicht die ihren! Ist aber ihr Wahlkreis.

Dass am 11. November die Münchner Narrhalla verkündete, den Karl-Valentin-Orden 2015 an den Heino zu verleihen, überraschte nicht wirklich. Man fragte sich bloß, wann endlich der Putin dran ist! Bei der Serie von Humorgranaten wie den Klitschkos, Ratzinger, Stoiber kann man Karl Valentin bloß noch dazu gratulieren, dass er das nicht mehr erleben muss.

Namensmissbrauch gab’s 2014 aber auch an höchster Stelle. Dass Demonstranten von Pegida im Dezember in Dresden, Würzburg usw. ausgerechnet Weihnachtslieder – die ja für Toleranz und Miteinander stehen – missbrauchten, wird dem Kindlein im Stall bestimmt nicht gefallen.

Dabei unterscheidet das christliche Pegida-Kalifat Dresden weniger vom IS, als sie glauben. München zeigte mit über 10.000 Gegen­demonstranten, was eine liberale Stadt von solchen Dumpfbeuteln hält. Und die bayerische Regierung? Hält’s mit beiden. Seehofer lobt in seiner Neujahrs­ansprache Flüchtlingshelfer, Innenminister Hermann umwirbt mit radikalen Sprüchen Pegida-Marschierer. Das ist Arbeitsteilung à la CSU.

Und die Aussichten für 2015? Da schaut‘s rosig aus für Straßenbaufirmen. Zuverlässig wird jährlich wieder die Fläche vom Chiemsee unter Beton und Teer verschwinden. Die Regierung hält offenkundig die A 94 für schön, was sie stört, ist das Isental! 2015 geht’s auf mit der B 15, schließlich müssen neue Autobahnen schneller gebaut werden als die alten zerbrösln.

Mein Rat für 2015: Positiv denken! Wenn Lokführer streiken, hat das den Neben­aspekt, dass S-Bahn-Verspätungen kalkulierbarer sind. Damit einhergehende Preiserhöhungen seitens des MVV vermitteln die Gewissheit, dass wenigstens irgendwas pünktlich kommt. Und wenn am 15. April 2015 die Milchkontingentierung fällt, ist damit für familiäre Bauern die Frage „Wachsen oder Weichen“ endgültig beantwortet! Kein guter Tag fürs Oberland, aber für die Firmen, die unser Grundwasser aufbereiten.

Und die Nachfolgefrage: Haderthauer ist in Hadertrauer ausgeschieden. Ilse, die Gebenedeite, hat sich bei der Lösung der Energiewendefrage eher für geeignet als Dirndlkönigin von Schneizlreuth erwiesen. Übernimmt also der stark schmutzelnde Heimatminister Söder oder übergibt der Horst am Ende seinen Erbhof Bayern an sich selber? Oder übernimmt einmal ganz wer anderer? Wie wär‘s, liebe Leser, wenn Sie das entscheiden? Ein gutes Neues!

JA MEI- Rund um den Tegernsee hatten jahrelang CSU-Filz und Profitmafia das Sagen. Eine Provinzposse brachte das Fass zum Überlaufen

TAZ. DIE TAGESZEITUNG vom 11. APRIL 2014

Von Hans Well

Die Kommunalwahlen in Bayern sind zwar schon ein paar Wochen vorbei, doch manche Ergebnisse kann man selbst im tiefgläubigen Bayern immer noch kaum glauben. Dazu zählt vor allem die Wahl des Grünen Wolfgang Rzehak zum Landrat im Kreis Miesbach. Seine Wahl erscheint auch grünen Optimisten im Nachhinein noch so unwahrscheinlich wie der Sieg eines Regionalligaclubs im Champions-League- Endspiel über den FC Bayern. Um den sensationellen Erfolg des Grünen richtig einzuschätzen, muss man sich den Landkreis Miesbach genauer anschauen. Der besteht vor allem aus dem früher zwecks Bergbau sozigeprägten Schliersee, im Volksmund „Lago di Prolo“, und aus dem Tegernseer Tal um den Tegernsee, vulgo „Lago di Bonzo“ genannt. Von Letzterem aus hetzte einst Ludwig Thoma im Miesbacher Merkur gegen Juden und Münchner Räterepublik, hier residierten während der Nazizeit NS-Größen. Später ließen sich Großkopferte wie der Metro-, Saturn- und Media-Markt-Besitzer Otto Beisheim nieder und okkupierten das Tal. Beisheim entzog dem Gymnasium Tegernsee eine 10- Millionen-Euro-Spende, nachdem das Lehrerkollegium eine Namensänderung in Beisheim-Gymnasium mit knapper Mehrheit wegen seiner Mitgliedschaft in der Leibstandarte-SS Adolf Hitler abgelehnt hatte. Da schäumte der Tegernsee vor Empörungob der Blödheit der linksradikalen Lehrer, so eine Spende zu vergeigen. Am Seeufer protzen heute Hubsi Burda, Uli Hoeneß (vorübergehend verreist), erfolgreiche Steuerberater und deren Klientel mit satten Villen. Der Grundstückswert wird nach Quadratmillimetern berechnet, der Preis gewährleistet, dass man unter sich bleibt. Außer den Gschwollschädeln gibt’s noch ein paar einheimische Exoten, die mit schmucken Trachten, Volksmusik und Bauerntheater die volkstümliche Trachtenstubenatmosphäre aufschmalzen. Rund um den See betonieren Immobilienverwertungsgesellschaften emsig den letzen freien Quadratmeter Seegrund. Auch das frühgotische Klostergut Kaltenbrunn, im 15. Jahrhundertgegründet, geriet ins Fadenkreuz der Spekulation. Nur das Engagement der „Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal“ und eine Popularklage konnten es vor der Verstümmelung durch den Schörghuberkonzern (Paulaner) zum Landhaushotel retten. Von den CSU Bürgermeistern, dem Landrat bis in die CSU-Spitze der Bayerischen Staatsregierung waren alle allzeit bereit, sämtliche Denkmalrichtlinien über den Haufen zu werfen und dem Bier- und Immobilienkonzern freie Hand bei dieser „Umwidmung“ zu lassen. Die Bürgermeister rund um den See sowie der Landrat tummelten sich gleich rudelweise im Arsch vom Schörghuber – hätte es die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal nicht gegeben, wäre auch dieses Denkmal verloren gewesen wie schon so vieles zuvor. Diese Schutzgemeinschaft, von Alteingesessenen oft als „zuagroaste Preissn“ geschmäht, ist so ziemlich das einzige Korrelativ gegen Tegernseer CSU-Filz und Profitmafia. Ihre Mitglieder norddeutscher Abstammung wären natürlich sofort integriert, täten sie es anderen Talbewohnern nördlicher Provenienz nach und würden der CSU beitreten bzw. durch Parteispenden ihre Bajuvarität bezeugen.

Heuschreck im Lanserhof

Mit welchen Mitteln Investoren am Tegernsee zu Werke gehen, wurde vor drei Jahren wieder einmal anlässlich eines Bürgerbegehrens der Gemeinde Waakirchen am Rande des Tegernsees deutlich. Ein Heuschreck aus Kitzbühel hatte sich den hochgelegenen Lanserhof  in Marienstein einverleibt und plante nun eine Erweiterung um mehr als das Doppelte der Hotelfläche inklusive Bau eines Golfplatzes. Natürlich im Landschafts- und Wasserschutzgebiet. Kurz vor dem Bürgerentscheid über die Bauplanung kam auf Einladung des Investors – flankiert durch eine Werbekampagne eines Tegernsees Privatradios–der damals noch im ZDF tätige Johannes B. Kerner zu einer Autogrammstunde, um für den Investor zu werben. Die Abstimmung ging Klar zugunsten des Tiroler Heuschrecks und seines Handlangers, des Bürgermeisters von den Freien Wählern, aus. Wieso gewinnt aber jetzt in dieser von CSU und freien CSUlern (FW) beherrschten Gegend ein Grüner gleich den Landratsposten? Die Erklärung liefert eine schon länger laufende Provinzposse: Im Landratsamt Miesbach residierte seit Längerem der frühere CSU-Landtagsabgeordnete Dr. Jakob Kreidl. Der kam vor ca. zwei Jahren in die Schlagzeilen, als eine .Überprüfung seiner Doktorarbeit das CSU-übliche Plagiat ergab. Selbstverständlich war dies kein Grund, als Vorsitzender des Bayerischen Landkreisverbandes oder Landrat zurückzutreten. Auch die frühere Beschäftigung seiner Frau als Sekretärin in seinem Landtagsbüro entsprach gängigen CSU-Gepflogenheiten – das halbe Kabinett Seehofers blieb ja trotz Verwandtenaffäre ministrabel. Das Fass zumÜberlaufen brachte erst das Sponsern seines 60. Geburtstags durch die Sparkasse Miesbach. Schlappe 100.000 Euro ließ sich die Bürgerbank den Spaß kosten; dem stellvertretenden Landrat der FreienWähler gaben sie für seine Jubelfeier nur 40.000Euro. Nach zähem Festklammern gab Kreidl schließlich auf. Bei der Stichwahl zwischen FW-Kandidat Kerkel und Rzehak gewann der Grüne dann sensationell mit 53 Prozent. Wolfgang Rzehak ist gut vernetzt in seiner Heimatregion und läuft im Trachtenjanker rum, als wäre dies nicht Privileg der CSU. Er saß bis vor Kurzem noch an der Kasse des heimischen Eishockeyclubs und unterscheidet sich rein äußerlich kaum von den Schwarzen. Seine Wahl steht als Beweis, dass die Grünen inzwischen auch in Bayern ihr Image als Bürgerschreck verloren haben. Seehofer spürt das und umgarnt die kommunal erstarkten Grünen trotz seines voglwilden Energieschlingerkurses. Die grünen „Spinner und Panikmacher“, bisher hauptsächlich in den großen Städten erfolgreich, punkten in Bayern auch auf dem Land. Im Wahlkreis der CSU-Vizeministerpräsidentin Ilse Aigner, im Dunstkreis von Wildbad Kreuth ein grüner Landrat, da juchizt der frühere Grünen-Landeschef und Waginger Bürgermeister Sepp Daxenberger bestimmt im Himmel. Allerdings: Rzehak regiert mit 9 Grünen gegen 21 CSUler und 16 Freie Wähler. Er hat keine Chance, also muss er sie nützen.

Der „Standpunkt“ von Hans Well Gastkommentar zum Freihandelsabkommen TTIP in der TZ vom 1./2. März 2014

Wer betrügt, der fliegt! Dieser EinstiegindenEuropawahlkampf erwies sich für die CSU eher als unfreiwillige Aufforderung zum Abflug von CSU Generalsekretär Dr. Scheuer, die bedrohliche Einwanderung von Rumänen als thematischer Rohrkrepierer. Die Verhandlungen über das europäisch- amerikanische Freihandelsabkommen, kurz TTIP genannt, sind für Europa von weit höherer Tragweite. Mit diesem Abkommen droht reell eine massive Einwanderung – nämlich durch USLebensmittel. Und zwar in Form von Hormon-Schweinsbraten, gechlorten knusprigen Wiesenhendln und vielen geklonten oder genveränderten Schmankerln, die in den USA tägliches Brot, europäischem Verbraucherwillen entsprechend aber verboten sind. Mittlerweile sind 90 Prozent der US-Lebensmittel genverändert, der europäische Markt mit 400 Millionen Verbrauchern lockt. Die Verhandlungen zum TTIP führen der liberale EU-Handelskommissar Karel de Gucht und US-Unterhändler Froman quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Was genau da ausgekartelt wird, bleibt geheim. Gemäß liberalem Demokratieverständnis sitzen zwar Lobbyistenverbände mit am Tisch, Verbraucherverbände aber nicht. Zu US-Lebensmittelimporten droht beim TTIP auch noch eine Investorenschutzklausel. Diese berechtigt ausländische Konzerne, Schadensersatz einzuklagen, wenn nationales Recht sie behindert. Wie ausländische Konzerne damit versuchen, nationale Gesetzgebung auszuhebeln, zeigt die laufende Milliardenklage des schwedischen Energieriesen Vattenfall gegen den deutschen Atomausstieg. Und in der kanadischen Provinz Quebec streitet die US-Firma Lone Pine auf Basis des NAFTA Abkommens gerichtlich gegen ein staatliches Fracking-Moratorium. Zwar beteuert De Gucht, dass EUStandards bei Nahrungsmitteln, Energiegewinnung durch Fracking oder der Privatisierung von Wasser nicht verhandelbar seien, doch die amerikanische Seite sieht das anders. Aufgrund der Proteste Hunderttausender EU-Bürger und der Kritik europäischer Parlamentarier seehofert nun De Gucht und verkündet für die Verhandlungen über Lebensmittelimporte und Investorenschutz ein Moratorium – bis nach der Europawahl. Gleichzeitig ruft er aber europäische Regierungen dazu auf, für das Abkommen zu werben. Misstrauen scheint angebracht, auch Europas Genlobby lauert darauf, mit Hilfe des Freihandelsabkommens endlich ihre Produkte hierzulande abzusetzen. Wie verlässlich unsere Bundesregierung den Volkswillen respektiert, hat justament die Abstimmung über den Genmais 1507 des amerikanischen Agrarriesen Pioneer im EU-Rat gezeigt. Unser CSU-Minister enthielt sich der Stimme – und stimmte damit für die EU-weite Zulassung. Ein Kniefall vor der US-Genlobby und Menetekel für die TTIP-Verhandlungen. Nach vorne so zu tun, als lehne man Genmais ab, und durch Enthaltung für die Einführung stimmen – das ist Betrug. Also, guten Flug, Herr Seehofer, und schnallen Sie sich gut an! Das Thema Genfraß bewegt die Bürger noch mehr als Windräder. Wir Wähler haben es in der Hand. Lassen wir uns von den De Guchts und Oettingers nicht für dumm verkaufen, stärken wir bei der Europawahl heimische Bauern und regionale Lebensmittel!

Hans Well im Interview mit BGLand24 vom 31.01.2014

Im August 2011 waren Sie zusammen mit Gerhard Polt und den Biermösl Blosn das letzte Mal in Schönau am Königssee, erinnern Sie Sich an den Auftritt?

Und was für eine Erinnerung ich an den Auftritt habe. Der war für dieFreiwillige Feuerwehr Königssee. Und die musste mit ansehen, wie dieFeuerwehr Schönau über den Königssee zu einem Brand nach St. Bartholomä gefahren ist, dabei ist das doch ihr Hoheitsgebiet. Dann hat es auf einmal zu schütten angefangen, da habe ich auf der Bühne gesagt: „Das ist jetzt die Schönauer Feuerwehr, die aufs Zelt spritzt“.

Ein Thema war damals die gescheiterte Olympiabewerbung. Der Sieger für 2014 hieß Russland, jetzt schaut die ganze Welt nachSochi, nicht an den Königssee. Werden Sie das bei Ihrem Auftritt aufgreifen?

Ich habe gehört, dass Georg Hackl jetzt nach Sochi auswandert, weil dort die Bevölkerung williger ist. Das ist schon noch ein Thema.

Was hat man Ihnen sonst noch aus Schönau am Königssee zugetragen, das Sie bei Ihrem Auftritt verwenden können?

Bis jetzt noch nichts. Vor dem Auftritt unterhalte ich mich immer mit Leuten aus dem Ort, die sich auskennen. Im ersten Lied dreht es sich dann meistens um Themen in der jeweiligen Gemeinde. Den Text für das erste Lied schreibe ich ca. innerhalb von einer Stunde.

Die Wellbappn sind die neue Generation. Was hat sich im Vergleich zur Biermösl-Blosn deshalb verändert?

Vor allem das Alter, wir sind wesentlich jünger geworden. Es gibt natürlich neue Texte, aber da ich sie immer noch schreibe, wie für die Biermösl Blosn auch, sind sie natürlich in dem Stil. „Wie die Biermösl Blosn nach einer Frischzellenkur“ hat eine Zeitung geschrieben.

Dieter Hildebrandt hat mal gesagt, ‚Spießer werden immer jünger‘. Können das ihre Kinder, die mit Ihnen auftreten – Sarah, Tabea und Jonas – bestätigen?

Das ist ein sehr treffender Spruch, aber meine Kinder können das weniger bestätigen. Mir wäre ein bisschen ruhiger und spießiger manchmal fast lieber.

Die Kommunalwahl ist ja gerade das große Thema. Der Sommerwählerschlussverkauf auf Landesebene ist vorbei, aber in den Kommunen geht er erst los. Was ist jetzt anders als bei der Landtagswahl?

Eine Kommunalwahl ist keine Landtagswahl. Aber Versprechen und Wirklichkeit laufen bei beiden manchmal weit auseinander. Es liegt am Wähler, dass er das nicht goutiert.

Sie haben nach der Wahl den ‚Roten‘ und ‚Grünen‘ empfohlen, zur CSU zu gehen. Weil es eh wurscht ist, was die macht, sie wird immer gewählt. Wie sieht es da in den Kommunen aus?

Gott sei dank, sieht es da ganz anders aus. Eine Kommunalwahl sollte eine Persönlichkeitswahl sein und das ist sie in den meisten Gemeinden auch. Es kommt darauf an, wie glaubwürdig jemand im überschaubaren Bereich ist.

Landes- und Bundespolitisch gesehen, haben Sie ja einige Lieblinge. Alexander Dobrindt mit seiner Dumpfheit, Horst Seehofer, den Ingolstädter Wankelmotor oder Ilse Aigner, das Dioxin-Hendl-Luder aus Rosenheim.

Ja, da brechen mir leider immer wieder welche weg. Ramses der Große, ist jetzt Ramses der Kleine. Das war eine Demütigung, da hat er mir fast leid getan.

Hat sich in die Liste im letzten Vierteljahr schon ein neuer Kopf eingeschlichen, der nach den Wahlen auf sich aufmerksam gemacht hat?

Na ja, der Scheuer (CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer, Anm. d. Red.) ist schon ziemlich bescheuert, wie er mit seinem Doktortitel umgegangen ist, aber das hat ja offenkundig Tradition in dieser Partei.

Im Berchtesgadener Land ist der Fluglärm ein großes Thema. Die Freilassinger haben mit Peter Ramsauer als Verkehrsminister angefangen, die Salzburger zu ärgern. Seit der Ankündigung einer Durchführungsverordnung ist das Verhältnis schwer getrübt. Was kann Alexander Dobrindt da noch retten?

Ich glaube generell nicht, dass Alexander Dobrindt viel kann. Er ist immer ein Hau-drauf gewesen, jetzt macht er grad einen Imagewandel ins Seriöse. Ich fürchte, dass Alexander Dobrindt und die CSU die Probleme von Fluglärmgeschädigten eher am A… vorbeigehen. Noch dazu wohnt er weiter weg, so dass ihn Demonstrationen am Ort nicht berühren. Das ist ja immer so, dass dort was passiert, wo die Minister zuhause sind. In der Heimat vom Schüttel-Schorsch (Georg Schmid, ehem. CSU-Fraktionsvorsitzender im Bayerischen Landtag, Anm. d. Red.) beispielsweise gibt’s Straßen wie in Los Angeles.

Interview 20.01.2014 von Jörg Konrad vom Kulturportal KulturKomplott – www.kulturkomplott.de

KultKomplott: Welche Faktoren waren ausschlaggebend, dass Sie wurden, was Sie heute sind?

Hans Well: So viele, dass ich sie nicht aufzählen kann.

KultKomplott: Wen bzw. was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?

Hans Well: Menschen, die sich mit gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen auseinandersetzten.

KultKomplott: Mit welchen Widrigkeiten müssen Sie sich bei Ihrer Arbeit am häufigsten auseinandersetzen?

Hans Well: Mit ungemütlichen und uncommoden Garderoben.

KultKomplott: Welches sind die schönsten Momente in Ihrer Arbeit?

Hans Well: Wenn ein Auftritt mit den extra dafür gereimten Texten gut gelungen ist und ich danach mit den Wellbappn was esse und trinke.

KultKomplott: Hören Sie Musik und wenn ja, welche Art von Musik mögen Sie besonders?

Hans Well: Gute Musik, unabhängig von Mainstreamrichtungen

KultKomplott: Was lesen Sie momentan?

Hans Well: Von Klaus Bittermann „Möbel zu Hause, aber kein Geld für Alkohol. Kreuzberger Szenen“.

KultKomplott: Was ärgert Sie maßlos?

Hans Well: Dumpfheit, also Reden vom Dobrinth.

KultKomplott: Haben Sie jemals ein Kleidungs- bzw. Möbelstück selbst gemacht?

Hans Well: Das nicht, aber persönlich schon einige kaputt gemacht.

KultKomplott: Wer ist Ihr Lieblingsschauspieler/-in?

Hans Well: Gisela Schneeberger.

KultKomplott: Trinken Sie lieber Tee oder Kaffee?

Hans Well: Eindeutig Tee, mein Schwiegervater ist schließlich in Kalkutta Teehändler.

KultKomplott: Was würden Sie gern erfinden, was es Ihrer Meinung bisher noch nicht gibt?

Hans Well: Windräder, die unterirdisch laufen, dann bräuchte es keine 2 Km Abstandsregelung durch unseren Ingolstädter Wankelmotor.

KultKomplott: Fühlen Sie sich eher als Einzelkämpfer, oder Teamplayer?

Hans Well: Ich hab mich als Kind aus einer 15 köpfigen Familie schon immer wohler bei der Zusammenarbeit mit anderen Menschen gefühlt.

KultKomplott: In welcher Situation haben Sie die besten Einfälle? Hans Well: Beim Spazierengehn.

KultKomplott: Welche Websites oder Blogs lesen Sie? Hans Well: Keine.

KultKomplott: Was würden Sie (gern) tun, wenn Sie nicht das täten, was Sie momentan tun?

Hans Well: Keine Fragen beantworten.

KultKomplott: Wie stellen sie sich die Zukunft vor? Hans Well: Da orientiere ich mich ganz an meinem großen Vorbild Dieter Hildebrandt: Aktiv und kreativ im Kopf bis zum Ende

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